Was ist der herkunftssprachliche Unterricht (HSU)?

Als herkunftssprachlichen Unterricht (HSU; in der Schweiz HSK) bezeichnet man den fakultativen Ergänzungsunterricht, der in vielen Einwanderungsländern für Schüler/innen mit Migrationshintergrund in deren Erst- oder Herkunftssprache angeboten wird. Je nach Land und Region wird der HSU muttersprachlicher Unterricht oder Unterricht in Heimatlicher Sprache und Kultur genannt. Im französischen Sprachraum spricht man von ELCO (enseignement de langue et culture d’origine), im englischen von supplementary schools.

Herkunftssprachlicher Unterricht wird normalerweise von der ersten bis zur neunten Klasse angeboten. Er findet meist anschliessend an den regulären Unterricht oder an freien Nachmittagen während zwei Lektionen pro Woche statt. Oft finden sich in der gleichen HSU-Klasse Schüler/innen unterschiedlichen Alters und von zwei oder drei Schulstufen (Kindergarten, Primar- und Sekundarstufe I). Die Lehrer/innen des HSU sind native speakers (Erstsprachler/innen) und ausgebildete Lehrkräfte.
 

Was sind die Ziele des HSU?

Der herkunftssprachliche Unterricht verfolgt zwei Hauptziele: Die Schüler/innen sollen einerseits in der Sprache und Kultur ihrer Herkunft gefördert werden. Andererseits soll der HSU aber auch zur Orientierung und Integration der Schüler/innen ins Schulsystem und in die Gesellschaft des Einwanderungslandes beitragen. Der zweite Aspekt ist besonders wichtig für diejenigen Schüler/innen, die nach Abschluss der Schule nicht in ihr Herkunftsland zurückkehren werden. In diesem Sinne spielt der HSU eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer ausgewogenen bilingualen und bikulturellen Identität. Gleichzeitig trägt er dazu bei, dass Mehrsprachigkeit als eine eminent wichtige Ressource für die Gesellschaft erkannt wird.

 

Wer organisiert den HSU, und wie kann er in die Regelschule integriert werden?

Wie der HSU organisiert ist, hängt oft vom Herkunftsland ab. Die Kurse werden je nach Möglichkeit durch das Einwanderungsland, die Konsulate oder Botschaften des Herkunftslandes oder durch private Institutionen getragen. So unterscheidet sich je nach Finanzierungsquelle auch die Entlöhnung der HSU Lehrpersonen stark.

Vom Einwanderungsland hängt ab, wie gut der herkunftssprachliche Unterricht in das lokale Schulsystem integriert ist. Indikatoren hierfür sind, ob der HSU in den Stundenplan der Regelschule integriert ist, ob es Kooperationsprojekte zwischen HSU und Regelschule gibt, ob es spezifische Weiterbildungsangebote für HSU Lehrpersonen gibt und wie deren Bezahlung ist.
 

Vor welchen Herausforderungen steht der HSU?

Die wichtigsten Herausforderungen des herkunftssprachlichen Unterrichts sind die folgenden:

  • Die HSU Kurse werden durch zahlreiche Freizeitaktivitäten konkurrenziert. Die Folge davon ist, dass die Zahl der Schüler/innen vielerorts ständig sinkt.
  • Dies ist vor allem dort der Fall, wo der herkunftssprachliche Unterricht nicht in das Regelschulsystem integriert ist, was ein zusätzliches Problem darstellt.
  • Die Kurse werden meist in Gruppen unterrichtet, die bezüglich Alter und Sprachniveaus sehr durchmischt sind. Die Schüler/innen haben folglich sehr unterschiedliche Voraussetzungen und Bedürfnisse.