Schülerinnen und Schüler, die den HSU besuchen, werden schulisch vor allem im Einwanderungsland sozialisiert, wo sie den Großteil ihrer Schulbildung erhalten. Im HSU bekommen sie aber auch die pädagogischen Traditionen ihres Herkunftslandes mit. Je nach Alter, Persönlichkeit, Ausbildungsort und Herkunft der Lehrpersonen unterscheiden sich die beiden Traditionen mehr oder weniger stark. In der Wahrnehmung der Schüler/innen kann dies z. B. dann zu einem Problem werden, wenn sie vom regulären Unterricht her an erweiterte Lern- und Unterrichtsformen oder an Formen des selbstgesteuerten Lernens gewöhnt sind, der HSU aber eher lehrergesteuert geführt wird. Optimal im Sinne eines effizienten, nachhaltigen Lernens wäre fraglos, wenn es zwischen HSU und Regelunterricht möglichst wenige solcher Brüche gäbe. Genau diese bessere Vernetzung ist, wie auch oben im Vorwort ausgeführt, das Ziel der Reihe «Materialien für den herkunftssprachlichen Unterricht».
Die Vermittlung und das Training von Lernstrategien und -techniken sind ein Bereich, in dem der HSU und die reguläre Schule in fruchtbarer und für beide Seiten gewinnbringender Weise zusammenarbeiten und sich ergänzen können. Einerseits bringen die HSU-Schüler/innen vom regulären Unterricht her sicher schon eine Reihe von Techniken und Strategien mit, welche selbstverständlich auch im HSU genutzt und vertieft werden können. Andererseits können im HSU Lernstrategien eingeführt und erprobt werden, die den Schüler/innen natürlich auch im regulären Unterricht von Nutzen sind. Der Grund für die besonders effektive Kooperation im Bereich der Lernstrategien und -techniken ist, dass diese Strategien großteils sprachunabhängig oder -übergreifend sind: Wer die Technik beherrscht, sich in türkischen Wörterbüchern und Lexika zu orientieren, kann dies leicht auch auf Nachschlagewerke in der Schulsprache transferieren; wer weiß, wie man seine Arbeit für eine Prüfung oder einen Vortrag organisiert, kann diese Kompetenz für Prüfungen und Vorträge in allen möglichen Sprachen nutzen.
Ein weiterer Punkt ist zu nennen, der für die Rolle des HSU bei der Vermittlung von Lernstrategien und -techniken und bei der Arbeit mit ihnen mit von beträchtlicher Bedeutung ist: Viele «einheimische» Kinder und Jugendliche in den Einwanderungsländern (vor allem solche aus bildungsnahen Familien) verfügen schon von zu Hause aus über gewisse Lerntechniken und Arbeitsstrategien. Dieses Fundament fehlt vielen Kindern und Jugendlichen, deren Eltern oder Großeltern aus Ländern mit einer anderen Lernkultur zugewandert sind. Betroffen sind in erster Linie Schüler/innen aus eher bildungsfernen Familien, die über keinen entsprechenden Hintergrund verfügen. Sie haben Unterstützung besonders nötig, und ihnen kann der HSU auch ganz besonders helfen, da er ihnen in der Erstsprache und in einem weniger stressbelasteten Raum entgegenkommt. Speziell an diese Kinder und Jugendlichen wendet sich das 10-schrittige Trainingsprogramm für erfolgreiches Lernen in Teil II dieses Heftes (vgl. hierzu unten Kap. 4).
An den Schluss dieses Kapitels stellen wir zwei für die konkrete Arbeit wichtige Aspekte: die Koordination mit dem Regelunterricht und vier methodisch-didaktische Kernpunkte.
Koordination mit dem Regelunterricht
Im Sinne der Vernetzung und Nachhaltigkeit bei der Einführung von Lernstrategien und bei der Arbeit mit diesen sind die drei folgenden Punkte von Bedeutung:
Methodisch-didaktische Kernpunkte
Damit Lernstrategien und -techniken dauerhaft verinnerlicht und nutzbar werden, sind folgende Punkte wichtig: