Ablauf:

  1. Lesephase (zum methodischen Vorgehen siehe unten)
    Variante 1: Alle S lesen das gleiche Buch oder den gleichen Text. Diese Variante ist zwar hinsichtlich der gemeinsamen Leseerfahrung attraktiv, für den HSU eignet sie sich aber vermutlich nur, wenn der Text für alle Stufen geeignet ist oder wenn die Klasse nicht allzu viele Altersstufen umfasst.
    Variante 2: Die S lesen unterschiedliche Texte zum selben Thema. Im Sinne der gemeinsamen Leseerfahrung wird ein übergreifendes Thema gewählt, z. B.: «Aus der Geschichte unseres Herkunftslandes», «Gedichte», «Sachtexte zu unserem Land», «verschiedene Texte unseres Dichters XY». Die Texte zu diesem Thema werden den S aber nach Alter oder Anspruchsniveau zugeteilt (z. B. drei unterschiedlich anspruchsvolle Sachtexte zur Geografie; drei unterschiedlich lange und anspruchsvolle Kurzgeschichten etc.). Die Lektüre erfolgt dann nicht im Klassenverband, sondern in drei Alters-, Stufen- oder Niveaugruppen.
  2. Anschlusskommunikation, Diskussion, Verarbeitung
    Sie erfolgt in Abhängigkeit von der oben gewählten Variante entweder in der ganzen Klasse (bei Variante 1) oder zunächst in der Gruppe (bei Variante 2). Auch bei Variante 2 sollen die Leseerfahrungen aber zum Schluss in der ganzen Klasse ausgetauscht werden. In den stark altersdurchmischten HSU-Klassen können dabei vor allem die jüngeren S von den älteren profitieren, indem sie sehen, wie diese mit Texten umgehen und über Gelesenes sprechen.
    Varianten und Möglichkeiten der Anschlusskommunikation: Gespräche, Pro-/Contra-Diskussionen, Rollenspiele/szenische Umsetzung, schriftliche Verarbeitung etc.

Zum methodischen Vorgehen (wie wird gelesen?)

Überholt und zu vermeiden ist das traditionelle Reihum-Vorlesen, bei dem jedes Kind der Reihe nach einen oder mehrere Sätze liest. Dieses Verfahren erhöht weder die Lesekompetenz noch steigert es die Lesemotivation. Zu unterschiedlich sind die Lesegeschwindigkeiten, Leseweisen und Lesekompetenzen.

Empfohlen wird die folgende Variante: Zum Lesen werden die S in Zweier- oder Dreierteams aufgeteilt. Bei der Teambildung sollte darauf geachtet werden, dass nicht S mit allzu unterschiedlichen Lesekompetenzen zusammenkommen.

Jedes Team erstellt vor dem Lesen einen Leseplan. Nach der Lektüre halten die Teams in einem Leseprotokoll fest, wie sie beim Lesen vorgingen und was das Wichtigste des Inhalts war. Beispiele für Leseplan und Leseprotokolle finden sich auf den folgenden Seiten.

Schnell lesende S oder Teams, die mit dem Lesen fertig sind, erhalten Zu- satzaufgaben in der Art der folgenden:

  • Übt das Vorlesen eines Kapitels so lange, bis ihr es fehlerfrei schafft. Macht dann eine Tonaufnahme. Diese könnt ihr anschließend euren Mitschüler/innen zur Verfügung stellen.
  • Fasst einzelne Kapitel zusammen und präsentiert sie nachher. Dies könnt ihr z. B. in Form eines Texts, eines Rollenspiels, einer Zeichnung oder Grafik machen.
  • Erweitert eure Kenntnisse zum Thema; stellt zusätzliche Recherchen zum Thema oder Autor an.

Bemerkungen:

  • Die Lesemotivation wächst, wenn die S bei der Wahl der Lektüre mitbestimmen dürfen. In diesem Sinne sollten verschiedene Texte oder Bücher zur Auswahl vorliegen (2–4 pro Alters- oder Niveaugruppe), damit echte Wahlmöglichkeiten bestehen.
  • Das Lesen im Gruppen- oder Klassenverband sollte selbstverständlich immer wieder aufgegriffen werden. Es stellt eine gute Ergänzung und Abwechslung zu den freien Lesesequenzen dar (siehe hierzu Unterrichtsvorschlag 9).

Beispiele Leseplan, Leseprotokoll:

Die Beispiele sind als Anregungen gedacht und können selbstverständlich modifiziert werden. Insbesondere kann der Leseplan auch in der Du-Form (statt in der Ihr-Form) formuliert werden; so lässt er sich dann sehr gut auch für die individuelle Lektüre verwenden.

 


Beispiel Leseprotokoll (1. und 2. Klasse)