Hinweise:

  • Kinderverse und Reime, wie sie jede Kultur kennt, sind für die Sprachentwicklung wichtiger, als dies auf den ersten Blick scheinen mag. Mit ihrer rhythmischen, zum Nachsprechen anregenden Struktur helfen sie, nicht nur Wörter, sondern ganze Wendungen auf spielerische, fast suggestive Weise «einzuschleifen». Dadurch tragen sie zur Entwicklung von Artikulation, Wortschatz und Sprachstrukturen bei. Ähnliches gilt in den höheren Klassen für die Arbeit mit Gedichten. Hier werden die Schüler/innen nicht nur mit einem wichtigen Schatz aus ihrer Kultur vertraut. Vielmehr lernen sie anhand der lyrischen Texte zugleich spezifische Möglichkeiten und Nuancen des Sprachgebrauchs kennen, die weit über dem liegen, was sie von der Alltagssprache her kennen. Ihnen diese Möglichkeiten und Dimensionen zugänglich zu machen, ist keine einfache, aber eine wichtige und schöne Aufgabe. Wie gut und erfolgreich sie sich bewältigen lässt, zeigen unter anderem die beeindruckenden Rezitationen vieler HSU-Klassen aus Südosteuropa. Vgl. auch Nr. 29.
  • Literaturhinweis: Silvia Hüsler (2009) (siehe «Beigezogene Literatur»).

Möglicher Ablauf:

  • Die S setzen oder legen sich entspannt hin und schließen die Augen.
  • Die LP trägt den Vers oder Reim langsam, deutlich und laut vor.
  • Nun setzen sich alle in einen Kreis. Gemeinsam wird besprochen, was die S gehört haben, welche Wörter sie nicht verstehen und welche inneren Bilder aufgetaucht sind.
  • Je nach Art des Verses oder Reims werden gemeinsam Gesten, Bewegungen etc. erarbeitet, die zum Vortrag des Verses passen.
  • Die LP trägt den Vers oder Reim noch einmal vor und macht die Bewegungen dazu. Die Kinder spielen die Bewegungen der LP nach.
  • Sobald die Kinder wollen, dürfen auch sie mitsprechen und mitmachen. In einer abschließenden Phase kann sich die Lehrperson ganz zurücknehmen.

Varianten:

  • Einführung durch Sprechen des Verses/Reims zu einem bestimmten Zeitpunkt: Soll der Vers/Reim als gezielte Hilfe z. B. beim Aufräumen dienen, so ist es sinnvoll, ihn als LP immer wieder in dieser Situation vorzusprechen. Die Kinder nehmen den Vers dadurch unbewusst auf und werden ihn mit der Zeit von selbst mitsprechen.
  • Einführung durch Bilder (z. B. bei Tierversen): Die LP sucht passende Bilder, die als Orientierungshilfe und Stütze gebraucht werden können.
  • Zur Abwechslung kann die Einführung eines Verses oder Reims auch einmal durch ältere S übernommen werden.

Bemerkungen:

  • Der Vers/Reim muss mehrfach wiederholt werden, damit die Kinder ihn mit der Zeit selbstständig aufsagen können.
  • Bewegungen und Gesten helfen, die Wörter zu speichern. Sie dienen als Gedankenstütze, an der sich die Kinder orientieren können, wenn sie nicht mehr wissen, wie der Vers/Reim weitergeht.

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