Der erste Anstoß für das vorliegende Handbuch geht auf den Stoßseufzer einer Lehrerin des herkunftssprachlichen Unterrichts (HSU; in der Schweiz: HSK) zurück: «Ach, hätten wir doch etwas, um uns besser an der hier aktuellen Pädagogik und Didaktik zu orientieren!» Die Idee, tatsächlich eine Orientierungshilfe in diesem Sinne zu schaffen, war so plausibel und reizvoll, dass sie nun – rund drei Jahre nach besagtem Stoßseufzer – tatsächlich zum vorliegenden Handbuch geführt hat.

Konzipiert ist das Handbuch für neu einsteigende wie auch für erfahrene HSU-Lehrer/innen, aber auch für die sie entsendenden Ministerien und für die Institutionen, die in den verschiedenen Einwanderungsländern für sie zuständig sind (Konsulate, lokale Bildungsbehörden etc.). Ihnen allen will das Handbuch in gut fasslicher und praxisnaher Weise Informationen zu drei Bereichen bieten:


  • Kernpunkte der aktuellen Pädagogik, Didaktik und Methodik, wie sie für die Schullandschaft der west- und nordeuropäischen Einwanderungsländer charakteristisch sind. Dem Ziel, sich diesbezüglich besser orientieren zu können, dienen vor allem die Kapitel 3–8. Sie zeigen u. a., über welche Qualitätsmerkmale von Unterricht und über welche pädagogischen Positionen weitgehend Konsens besteht, welche Lehr- und Lernformen aktuell sind und was bei der Beurteilung von Leistungen oder bei der sprachlichen Förderung von Schülerinnen und Schülern von Bedeutung ist. Diese Informationen sind nicht zuletzt wichtig, um den eigenen Unterrichtsstil besser mit jenem der regulären Schule zu vernetzen, so dass für die Schüler/innen möglichst kein Bruch zwischen HSU und regulärer Schule entsteht.

  • Spezifisch auf unterrichtspraktische Aspekte des HSU mit seiner besonderen Situation gehen die Kapitel 9–12 ein. Sie behandeln die Wahl von Inhalten, Themen und Materialien für den HSU, machen Anregungen zur Unterrichtsplanung und zeigen Möglichkeiten der Kooperation mit dem regulären Unterricht auf.

  • Informative Hintergründe zum HSU, zu seinen Zielen und zu den Herausforderungen, mit denen HSU-Lehrer/innen konfrontiert sind, finden sich in den Kapiteln 1 und 2. Weitere Aspekte und Problemfelder – z. B. die Frage der Weiterbildung der HSU-Lehrer/innen oder die verschiedenen Modelle seiner Integration ins reguläre Schulsystem – behandeln die Kapitel 13–15, denen das Schlusskapitel mit einer Art Zukunftsvision folgt.

Die Kapitel 1–15 sind je dreiteilig aufgebaut: Der A-Teil umfasst den Hintergrundtext, der B-Teil illustriert diesen mit Praxisbeispielen aus dem HSU, Erfahrungsberichten etc. Der C-Teil bringt Impulse für die Reflexion, Diskussion und Vertiefung des betreffenden Kapitels. Der A-Teil garantiert fachliche Aktualität und Qualität, der B-Teil stellt den Bezug zur Praxis des HSU sicher, während die Impulse im C-Teil eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten unterstützen und den Einsatz des Handbuchs als Arbeitsmaterial in Weiterbildungsseminaren oder Diskussionsgruppen erleichtern. Diese Form des Einsatzes wird auch dadurch unterstützt, dass das Handbuch nicht linear durchgearbeitet werden muss. Die einzelnen Kapitel sind voneinander unabhängig und können problemlos in selbstgewählter Reihenfolge gelesen und verarbeitet werden.

Ein Buchprojekt wie das vorliegende auf hohem Niveau zu bewältigen ist ohne Mitarbeit von Expert/innen undenkbar. In der Tat haben nicht weniger als 67 Personen aus fünf Ländern und 17 Sprachgruppen am Handbuch mitgearbeitet. Für die A-Teile waren dies 21 anerkannte Fachleute aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, für die B-Teile 33 HSU-Lehrpersonen und 10 Schüler/innen aus England, Schweden, Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie drei weitere Lehrpersonen und Ministerialbeamte. Im Sinne des originalen Charakters und der Authentizität wurden die Texte nur minimal redaktionell angepasst. Bei den A-Teilen hat dies gewisse Unterschiede im Grad der Konkretisierung zur Folge, die dem Buch aber keinerlei Abbruch tun.

Die Rekrutierung, Instruktion und Koordination eines derart breiten Teams von Autorinnen und Autoren war fraglos eine Herausforderung. Ebenso fraglos ist, dass sich der damit verbundene Aufwand lohnte, indem das Handbuch nun theoretisch bestens abgestützt und aktuell ist, einen hohen Grad an Praxistauglichkeit und -bezug aufweist und eine multiperspektivische, auf die Erfahrungen aus vielen Ländern und Sprachgruppen abgestützte Sicht zulässt.


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