1. Dragana Dimitrijević: Beurteilungsbögen zur kriterien- orientierten und transparenten Bewertung: ein Beispiel

Dragana Dimitrijević stammt aus Belgrad / Serbien. Sie arbeitet seit 1999 im Kanton Zürich als HSU-Lehrerin für Serbisch.

Für verschiedene Arbeitsbereiche (z. B. Vorträge halten, vor der Klasse etwas vorlesen, einen Abenteuertext schreiben etc.) habe ich mit den Schüler/innen zusammen Beurteilungsbögen entwickelt. Angeregt dazu haben mich die Beobachtungsbögen im Sprachlehrmittel «Sprachland», das in vielen Schweizer Kantonen für die 4.–6. Klasse verwendet wird. Mir war es wichtig, die Bögen mit den Schüler/innen zusammen zu entwickeln, damit diese die Beurteilungskriterien verstehen und hinter ihnen stehen.

Die Bögen setze ich mit der Klasse ein, um die Beobachtungs- und Kritikfähigkeit der Schüler/innen zu entwickeln, ich brauche sie aber auch für meine eigenen Bewertungen.

Die Bögen lassen sich gut niveaudifferenziert gestalten: Mit «I» sind einfache Kriterien markiert, die auch von den jüngeren Schüler/innen erfüllt werden können, dann folgen Punkte für das mittlere und obere Alters- und Anspruchsniveau (Markierung «II» resp. «III»).

Beispiel Beurteilungsbogen für Vorträge (kann und soll ausgebaut werden!)

Name und Klasse des Schülers/der Schülerin; Datum:
Thema des Vortrags:
Kriterium ungenügend knapp genügend gut sehr gut Bemerkungen
Klare Ankündigung, man weiß, worum es geht (I–III)
Interessanter Einstieg,
man ist gespannt, was kommt (II–III)
Der Inhalt ist verständlich (I–III)
Klarer, transparenter Aufbau (III)
Zur Veranschaulichung werden auch Bilder, Musik, Objekte etc. eingesetzt (II–III)
Am Schluss gibt es eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte (III)
Es gibt ein Arbeitsblatt, ein Quiz oder eine Diskussion zum Vortrag (II, III)
Der Vortrag ist genügend laut und verständlich vorgetragen (I–III)
Der Vortrag ist abwechslungsreich, nicht monoton vorgetragen (II, III)
Guter Blickkontakt mit Publikum (II, III)

Eine gute, stärker formativ ausgerichtete Alternative zu den vier Spalten (von «ungenügend» bis «gut») wären nur zwei Spalten, nämlich: «Das hat mir an deinem Vortrag sehr gut gefallen» (maximal vier Kriterien ankreuzen) und «Achte nächstes Mal besser auf diesen Punkt» (maximal zwei Kriterien ankreuzen).


2. Aida Haziri: Differenzierte Kommentare als Basis für die gezielte Weiterarbeit

Aida Haziri stammt aus Elbasan in Albanien. Sie lebt seit 16 Jahren in London, wo sie seit 2004 als Lehrerin des albanischen HSU arbeitet. – Die Schülerin Amanda B. geht in die 4. Klasse des albanischen HSU.

Kommentar zur unten abgebildeten Übersetzungsübung (der Kommentar gilt auch für die anderen Teile des Tests, zu dem diese Übersetzung gehörte): Du hast eine gute Arbeit geleistet. Achte künftig auf die folgenden Punkte:

  • Verwendung der Anführungszeichen (« »).

  • Verwendung der großen Anfangsbuchstaben (Ländernamen etc.).

  • Am Satzanfang steht stets ein Großbuchstabe!

  • Verwendung des Doppelpunkts: vor allem dann, wenn wir eine Liste oder Aufzählung machen.

  • Vergiss nicht die Punkte auf dem ë, sonst wird es als e gelesen!

  • Mit deiner Übersetzung bin ich recht zufrieden. Achte aber darauf, dass die Wörter [auch im Albanischen] in einer sinnvollen Reihenfolge stehen!

Mündlich bespreche ich mit der Schülerin folgende Schritte der Weiterarbeit:

  • An welchen drei Punkten aus meinem Kommentar (s. o.) möchtest du weiterarbeiten?

  • Ich schlage dir folgende Übungen vor: … (z. B. selber einen kurzen Text schreiben, in dem mindestens 5x Anführungszeichen korrekt gesetzt werden; einen kurzen Bericht schreiben, in dem jeder Satz korrekt mit einem Großbuchstaben beginnt [diesen rot übermalen]; einen kurzen englischen Text ins Albanische übersetzen und dabei speziell auf den Satzbau achten, usw.).

Korrigierte Übersetzungsübung:


3. Aufbauender schriftlicher Kommentar zum unten abgebildeten Arbeitsblatt:

Birsen Yılmaz Sengül stammt aus der Türkei. Sie lebt seit 3 Jahren in Nürnberg und ist dort als Lehrerin des türkischen HSU tätig.
Die Schülerin Açelya K. ist in Deutschland geboren und geht in die 5. Klasse des Gymnasiums.

Uplifting written commentary to the worksheet depicted below:

Bemerkungen zur Übung:

  • Im Türkischen können nicht (wie im Deutschen!) zwei Vokale hintereinander stehen.

  • Achte auf den Unterschied von «i» und «ı» und von «s» und «z»!

Açelya, du denkst in Deutsch, auch wenn du im Türkischunterricht bist! Aber du bist eine sehr engagierte Schülerin. Mit etwas mehr Anstrengung wirst du diese Fehler überwinden und sie beim nächsten Mal bestimmt nicht mehr machen!

Kurzes Förderprogramm, in dem die Schülerin erfährt, wie sie die wichtigsten Probleme konkret bearbeiten kann und soll.

  • Bei Vokalen hintereinander auf «y» achten: Gidiyorum, nicht gidiorum. Schreibe einen kurzen Text, in dem dieses «Problem» mindestens dreimal vorkommt!

  • Im Türkischen sind die beiden Buchstaben i und ı unterschiedlich! Istanbul und ˙I stanbul ist nicht dasselbe. Finde selber 10 solcher Wörter im Türkischen, um dies zu üben!

  • Bei der 1. Form Plural ist die Endung immer «z», nicht «s»: Okuyoruz: Biz gazete okuyoruz, nicht okuyorus. Schreibe 5 kurze Sätze, in denen diese Form vorkommt!

  • Pass auf: «s» wird im Deutschen manchmal wie «z» gesprochen (stimmhaft, Beispiel «Sonne»). Im Türkischen ist es immer stimmlos (wie bei «es»). Deswegen machst du häufig Fehler.

Korrigiertes Arbeitsblatt:


4. Lehrer/innen des spanischen HSU in London: Hilfestellungen zum Verfassen abwechslungsreicher Texte

AIn der St. Augustine‘s School an der Oxford Road in London fielen dem Herausgeber dieses Buchs die hier abgebildeten Poster und «Wanddekorationen» auf. Die Lehrer/innen des dortigen spanischen HSU stellen damit ihren Schüler/innen sprachliche Mittel zur Verfügung, um ihre Texte abwechslungsreich zu gestalten. Plakate oder Blätter in dieser Art leisten bei der förder-
orientierten Arbeit im Bereich Schreiben wie auch bei der kriterienorientierten Bewertung und Beurteilung beste Dienste.
.

(Herzlichen Dank den spanischen HSU-Lehrer/innen für die Abdruckerlaubnis!)


Inhaltsverzeichnis