1. Sami Thaçi, Deutschland

Sami Thaçi stammt aus Kosovo/Kosova. Er lebt in Wuppertal und arbeitet seit 1987 als Lehrer des albanischen HSU in Wuppertal, Remscheid und anderen Gemeinden. Auszüge aus seinem Statement:

In Deutschland wird der HSU nicht in allen Bundesländern gleich organisiert. Nordrhein-Westfalen (NRW) unterscheidet sich von anderen Bundesländern insofern, als der HSU hier vom Ministerium für Schule und Weiterbildung organisiert wird; allerdings ist der Besuch des HSU auch hier freiwillig.

Für die Berufseinsteiger/innen stellt das Landesinstitut für Schule diverse Angebote zur Verfügung (Seminare, praktische Unterrichtsübungen etc.), bei denen man sich Kenntnisse in Methodik und Didaktik erwirbt.

Damit wir didaktisch auf der Höhe bleiben, brauchen wir Veranstaltungen in Zusammenhang mit den neuesten Entwicklungen der Unterrichtsorganisation, z. B. was das aktuelle Konzept der Standardorientierung des Unterrichts betrifft. Für diese und andere methodische Neuerungen bieten die Schulämter jeweils eintägige Fortbildungsveranstaltungen an, die ich immer gerne besuche, weil sie wirklich etwas bringen. Gut ist auch der Erfahrungsaustausch, der hier stattfindet.

Angebote im Bereich der Professionalisierung machen auch das Landesinstitut in Soest sowie verschiedene ausgezeichnete Spezialist/innen verschiedener Institutionen in NRW. Dazu kommen verschiedene Workshops, in denen wir auch Materialien zu verschiedenen Themen vorstellen und austauschen können.

Eine wichtige Informationsquelle sind auch die mehrtägigen Seminare, die das kosovarische Bildungsministerium jeden Sommer in Kosova, Albanien oder Makedonien organisiert. Im Zentrum steht hier der Austausch mit Kolleg/innen des albanischen HSU aus ganz Europa.


2. Yinying Kong, Schweiz

Yinying Kong stammt aus China. Sie lebt seit drei Jahren in Zürich, wo sie ebenso lange als Lehrerin des chinesischen HSU arbeitet. Auszüge aus ihrem Statement:

Sehr froh bin ich, dass es hier eine Pflichtveranstaltung zur Weiterbildung gibt, nämlich die Einführung ins Zürcher Schulsystem. Hier habe ich wirklich viel über das Schulsystem des Kantons Zürich erfahren. So etwas sollte es nicht nur in Zürich, sondern in der ganzen Schweiz geben.

Darüber hinaus wünsche ich mir seit Langem mehr Möglichkeiten der pädagogischen Ausbildung für Leute wie mich, d. h. für HSU-Lehrer/innen, die vor allem einen Überblick über die Pädagogik und die Grundlagen der einzelnen Fachbereiche gewinnen möchten.

Positiv finde ich, dass wir als HSU-Lehrer/innen im Rahmen des schweizerischen Schulsystems ernst genommen werden. Ich habe mich oft gefragt, was denn mein Herkunftsland eigentlich für uns gemacht hat. Nicht allzu viel! Wäre es nicht schön, wenn z. B. eine Sommerschule oder Kurzaufenthalte in China angeboten würden? So könnten die Schüler/innen ihre Sprache trainieren und das Land und seine Kultur besser kennen und verstehen lernen; zugleich könnten wir Lehrer/innen unser Fachwissen aktualisieren.


3. Rizah Sheqiri, Schweden

Rizah Sheqiri stammt aus Kosovo/Kosova. Er lebt in Schweden und ist seit 1995 als Lehrer für den albanischen HSU in Karlskrona tätig. Auszüge aus seinem Statement:

Eine gute Schule braucht fähige und hoch professionelle Lehrer/innen, die das «Mysterium des Unterrichtens» beherrschen. Glücklicherweise haben die Schuldirektionen vieler Gemeinden hier dies schon lange begriffen und setzen sich jetzt, zusammen mit den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, tatkräftig für eine Professionalisierung der Lehrer/innen ein. Selbstverständlich nutze auch ich als HSU-Lehrer diese Angebote und habe zusammen mit vielen Kolleg/innen pädagogische und didaktische Postgraduate-Kurse der Niveaus C und D besucht. Mit dem Erfolg unserer Studien sind wir sehr zufrieden, denn nur bestqualifizierte Lehrer/innen können – wie starke Lokomotiven – die Schule und den Unterricht weiterziehen und für die Zukunft entwickeln. Natürlich ist unsere Fortbildung nicht abgeschlossen; vielmehr muss Fortbildung ein lebenslanger Prozess sein.

Noch etwas: Im Prozess der Unterrichtsentwicklung und Fortbildung können auch wir Lehrer/innen selbst einander viel geben und beibringen. Wir können einander zur Quelle der Inspiration werden, indem wir unsere Arbeit gegenseitig kritisch beobachten und kommentieren. Diese Formen der kollegialen Intervision und der Diskussion sind umso wertvoller, als sie sich auch einfach und gut in den Schulalltag einbauen lassen.


4. Hazir Mehmeti, Österreich

Hazir Mehmeti (M.A.) stammt aus Kosovo/Kosova. Er lebt seit 17 Jahren in Wien, wo er seit 1999 an verschiedenen Schulen als Lehrer des albanischen HSU arbeitet. Auszüge:

(…) In meinem Heimatland hatte ich keine Erfahrungen gemacht, an die ich hier im Integrationsunterricht und im HSU anknüpfen konnte. So musste ich schauen, wie ich zu angemessenem Wissen für ein erfolgreiches Lehren und Lernen im HSU kam. Ich besuchte Seminare zum Thema der Herausforderungen der Integration, aber was ich hier lernte, reichte noch nicht aus. Ich musste selber neue Methoden «erfinden», die zu den besonderen Gegebenheiten des HSU passten. Ich fühlte die Notwendigkeit eines spezifischen Trainings zur Integration und zum Lernen der Herkunftssprache. Wichtig ist, dass solche Seminare stets die wechselnden sozialen und technologischen Entwicklungen und Tendenzen aufgreifen und thematisieren. Gut fände ich die Bildung multilingualer, multikultureller und multidimensionaler Trainingsgruppen, wo wir mit den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen vertraut gemacht würden.


5. Mahamuud Ali Adam, Schweden

Mahamuud Ali Adam stammt aus Somalia, wo er als Geschichtslehrer gearbeitet hat. Seit 6 Jahren lebt er in Schweden; er arbeitet seit einem Jahr als HSU-Lehrer für Somali in Karlshamm. Auszüge:

Was die Weiterbildung betrifft, so habe ich viele Wünsche, um mich so rasch wie möglich als guter Muttersprachenlehrer zu qualifizieren. Am besten wären Intensivkurse. Mein größter Wunsch wäre es, eine Qualifikation nicht nur als Sprach-, sondern auch als Geschichts- und Sozialkundelehrer zu erwerben.

Bis jetzt habe ich hauptsächlich eintägige Trainings besucht, die von den Schulen organisiert wurden, an denen ich arbeite. Wichtig für meine Weiterbildung waren auch die Kontakte mit anderen, erfahrenen HSU-Lehrer/innen, von denen ich viel gelernt habe.
Weil sich die Schulsysteme von Somalia und Schweden stark unterscheiden, sind die Einführungskurse ins hiesige Schulsystem von großer Bedeutung. Dies gilt auch für die Besuche in anderen Schulen und bei anderen Lehrer/innen.

Wunderbar wäre es, wenn mein Heimatstaat mich besser mit Materialien oder Schulbüchern, die spezifisch für den HSU verfasst sind, unterstützen könnte. Solche Bücher fehlen leider gänzlich.


6. Svetlana Matić, Österreich

Svetlana Matić stammt aus Serbien und lebt in Wien. Sie ist seit 20 Jahren als HSU-Lehrerin für Bosnisch/Kroatisch/Serbisch tätig und hat verschiedene Bücher verfasst.

Die fachliche Fort- und Weiterbildung ist von großer Bedeutung für die HSU-Lehrer/innen, dies auch mit Blick auf eine innovative Realisierung der erzieherischen und Bildungsaufgaben. In den bis jetzt angebotenen Seminaren und Vorträgen lag der Schwerpunkt mehr auf pädagogischen Theorien als auf der Unterrichtspraxis. Ich glaube, in Zukunft sollte man sich vermehrt an den konkreten Bedürfnissen der Lehrer/innen und Schüler/innen orientieren. Dies kann man durch mehr wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich erreichen. Wichtig ist dabei, dass man auch im Bereich der Pädagogik aktuelle theoretische und praktische Fragen betreffend Bildung und Unterricht aufgreift.

Österreich ist eines der wenigen Länder, die dem HSU große Aufmerksamkeit widmen; es wird hier eine sehr verantwortungsvolle Bildungspolitik betrieben. Von Anfang an waren die Schulbehörden für den HSU zuständig. Seit 1992 ist der HSU Teil des österreichischen Schulsystems, so dass, mit Blick z. B. auf Bosnisch, Kroatisch und Serbisch, die Herkunftsländer keine Möglichkeit mehr haben, Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung auszuüben. Es ist aber damit zu rechnen, dass diese Länder vermehrt Interesse am HSU zeigen werden, da viele Menschen aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien in Österreich leben.

Die Fort- und Weiterbildung des Lehrpersonals im Bereich «Pädagogik und Didaktik» ist ein Muss für jede moderne Gesellschaft. In diesem Sinne war ich immer bemüht, die an mich gestellten Anforderungen und Aufgaben zu erfüllen. Deswegen nehme ich auch regelmäßig an Seminaren und wissenschaftlichen Tagungen teil. Darüber hinaus bin ich darauf bedacht, neue Erkenntnisse auch konkret in meinen Unterrichtsalltag einfließen zu lassen. Durch eigene Publikationen habe ich versucht, meine Erfahrungen zu bündeln und sie für andere zugänglich und auch nutzbar zu machen; im gleichen Sinne arbeite ich derzeit an einem Doktorat zum HSU in Wiener Volksschulen.


7. Gulderen Ozyildirim, England

Gulderen Ozyildirim stammt aus der Türkei. Sie lebt in London, wo sie seit vielen Jahren als Lehrerin für den türkischen HSU arbeitet.

Als Basis habe ich mein Diplom als Lehrerin, das ich in der Türkei gemacht habe. Daneben habe ich mich immer auf dem Laufenden gehalten, was den Unterricht von Türkisch mit Schüler/innen betrifft, die in England aufgewachsen sind oder schon sehr früh hierher kamen. Zu meiner Weiterbildung trugen auch die Unterrichtsmaterialien bei, die ich selbst entwickelt habe: Hilfsmittel zum Erwerb des türkischen Alphabets und Materialien zur Visualisierung des Unterrichts, z. B. Memorykarten zum Alphabet. Die Beschaffung von Unterrichtsmaterialien ist im Übrigen oft schwierig. Zwar findet man in einigen Buchhandlungen kleine Bestände an türkischen Lehrmitteln. Dabei geht es aber meist um sehr elementare Materialien für Anfänger. Dieses Angebot sollte unbedingt erweitert werden. Vielleicht könnte auch das türkische Bildungsministerium diesbezüglich etwas unternehmen.


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