1. Planungen zu Themen in Zusammenhang mit der Herkunftskultur

(Vgl. auch Kap. 11 B.4 und 11 B.5)


Silviya Ivanova Popova: Semesterplanung für die Mittelstufe (4.–6. Klasse); Thema «Bulgarische Sprache, Geschichte und Feste»

Silviya Ivanova Popova stammt aus Bulgarien. Sie lebt seit 13 Jahren in Zürich und ist seit 9 Jahren als HSU-Lehrerin für Bulgarisch tätig.

Grammatik Mensch und Umwelt Feste
Verben:
verschiedene Vergangenheitsformen
Geschichte:
Thraker, Slawen und Protobulgaren

Erster März «Baba Marta», die uns Martenici bringt. Wir basteln selber Martenici. (Roten und weißen Faden zu- sammendrehen, in verschiedenen Formen gestalten und ans Handgelenk binden. Das ist ein Symbol für Gesundheit, Liebe und Neubeginn.) – Die Legenden zu Martenica kennenlernen.

Mutter- und Frauentag 8. März

Palmsonntag – Namenstag aller Leute, die Blumennamen tragen

Ostern – Auferstehung – spezieller Gruß

Verben: Futurformen Chan Asparuch – der Gründer Bulgariens (681)
Adverbien Die Erweiterung und Festigung des neuen bulgarischen Staats
(Chan Omurtag, Terwel, Presian, Krum)
Haupt- und Nebensatz Kommaregeln Das Christentum als eigene Religion: Anerkennung – Knjas Boris I. – 866

Direkte und indirekte Rede Interpunktion

punctuation

Bulgarien als Großmacht.
Zar Simeon I. (893–927) – Bulgarien grenzt an drei Meere – Blüte von Kultur und Wissen.
Indirekte Rede Tag der Armee und des Muts in Bulgarien 6. Mai – Tag des Hirten und St. Georgstag
Aufsatz schreiben: Regeln und Struktur Das bulgarische Alphabet von 855 – Kyrill und Methodus und ihre Schüler (Kliment, Gorast etc.) 24. Mai – Tag des slawischen Alphabets und der Kultur; Volkstanzfest

Aufsatz zu vorgegebenem Anfang schreiben

Übungen zur Beibehaltung des roten Fadens

Jahre der Aufstände

Kampf um Unabhängigkeit

Unter byzantinischer Herrschaft

Am 14. Juni: 10-jähriges Jubiläum des Vereins «Rodna retsch»

Anredeformen

Spezifische Endungen

Brief schreiben

Befreiung von der byzantinischen Herrschaft 1185

Zar Ivan-Asen I. & Petar II.

Reise nach Bulgarien

Wir besuchen 4 Städte, die eine große Rolle in unsere Geschichte spielen, und ein besonderes Denkmal in den Bergen,
das ein Symbol der Freiheit ist.

Aufsatz zu gegebenem Thema schreiben

Auf Stil, Grammatik, Rechtschreibung und Struktur achten

Zar Kalojan (1190–1207),

Zar Ivan-Asen II. (1218–1241)

Wiederkehr der bulgarischen Macht durch Diplomatie und starkes Königshaus

2. Planungen zu Themen in Zusammenhang mit dem Leben in der neuen Heimat: Fokus «in, mit und zwischen zwei Sprachen und Kulturen leben»

Ausgezeichnete Beispiele zu dieser Kategorie finden sich in verschiedenen Kapiteln dieses Handbuchs. Wir nennen besonders die folgenden:

Kapitel 6 B.1

Kemajl Çallaku (albanischer HSU in Arnsberg/Deutschland): Doppellektion zum Thema «Freundschaft, Vorurteile, Zusammenleben», Klassen 5–10

Der Autor zeigt, wie das in der Migration hochaktuelle Thema «Freundschaft, Vorurteile, Zusammenleben» in einer auch von den Unterrichts-, Sozial- und Interaktionsformen her sehr anregenden Weise behandelt werden kann. Im Vordergrund stehen dabei die authentischen Erfahrungen der Schüler/innen in ihrer neuen Heimat. Spätestens in der Schlussdiskussion wird der Bezug zur Herkunftskultur geschaffen, der sich natürlich in einer Folgelektion sehr fruchtbar aufgreifen und vertiefen ließe.

Kapitel 5 B.3

Gaca Radetinać (HSU Bosnisch/Serbisch/Kroatisch in Karlskrona/Schweden): Doppellektion zum Thema «Die Kinderrechte»

Die Autorin behandelt das Thema «Kinderrechte» in handlungs- und anschauungsorientierter Weise. Wie oben bei Nexhmije Mehmetajs Planung zu Genderfragen (Kap. 4 B.2) bietet es sich auch hier an, innerhalb der Lektion oder in einer nächsten Lektion auf Unterschiede und Analogien, Vor- und Nachteile im Bereich Kinderrechte in der Herkunftskultur und derjenigen der neuen Heimat einzugehen, wie auch auf damit verbundene Probleme und Konflikte in der Migrationssituation (Status der Kinder in der Familie, Freiheiten, Rechte und Pflichten; evtl. Rückblick auf die Kindheit der Eltern oder Großeltern).

Kapitel 4 B.2

Nexhmije Mehmetaj (albanischer HSU in der französischsprachigen Schweiz): Doppellektion zum Thema «Geschlechtergerechtigkeit/Gender» für drei Alters- und Niveaugruppen

Die Autorin zeigt in ihrer Planung, wie das Thema «Geschlechtergerechtigkeit» in einer Klasse mit drei Alters- und Niveaugruppen so behandelt werden kann, dass jede Gruppe einen altersgerechten Zugang findet (Unterstufe: Auch Mädchen spielen Fussball; Mittelstufe: Rechte und Pflichten von Jungen und Mädchen in unserer Klasse; Oberstufe: Kinderrechte.) Dabei kann und soll (integriert in die Lektion oder als Thema einer weiteren Lektion) natürlich auch reflektiert und diskutiert werden, ob und wie unterschiedliche Rollenzuschreibungen, Rollenverhalten und -klischees in der Herkunftskultur bzw. in der Kultur des neuen Landes zu Problemen oder gar Konflikten führen können.


3. Planungen zu Themen mit Bezug auf die Kultur des Herkunftslandes und jene der neuen Heimat

Dragana Dimitrijević: Ausschnitt aus der Planung einer Doppellektion zum Thema «Familie», Oberstufe (7.–9. Klasse; vereinfachte Darstellung ohne die Rubriken Sozialform und Medien)

Dragana Dimitrijević stammt aus Belgrad/Ser- bien. Sie arbeitet seit 1999 im Kanton Zürich als HSU-Lehrerin für Serbisch.

Wichtig: Als Hausaufgabe auf diese Lektion hin mussten die Schüler/innen sich zu Hause informieren, wie groß ihre Familie in der letzten oder vorletzten Generation war, welche Rolle bestimmte Verwandte haben/hatten etc. (Ausbildung, Beziehungen, Kleidung, Frauenrechte, der erste Schultag, Sprachen, Spiele, Spielzeuge, Grund der Migration …).

Siehe Tabell:

Zeit

Wozu? Feinziele

Lernschritte und Teilziele

Was und wie?

Das macht die Lehrperson:

Was und wie?

Das machen die Schüler/innen:

7‘ 1. 1. 1.
Familie
S setzen sich fundiert mit den Lebens- welten des Herkunftslandes und der Schweiz auseinander und entwickeln für diese eine Offenheit. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit Erfahrungen aus Familie, Herkunftsland und Schweiz erhalten sie Einblick in die Vielfalt sozialer Zusammenhänge und Wechselwirkungen.

Ziel: Funktionen und Formen der Fami- lie in Abhängigkeit von Geschichte und Kultur kennenlernen.

Verteilt den S vorbereitende Ausschnitte eines Textes (auf Deutsch) zum Thema «Familie in der Schweiz».

  • Erklärt die Fremdwörter und gibt den Leseauftrag (gezieltes Lesen): Lest den Text, sammelt die wichtigsten Informationen (Personen, Größe der Familie, Beziehungen, Handlungsort, Handlungszeit).
Verarbeiten die Hausaufgabe weiter (siehe oben).

  • Lesen die Ausschnitte aus dem Buch «Das Leben über 80»
  • Verstehen mit Hilfe von vorgegebenen Fragen den Text
  • Sammeln die wichtigsten Informationen daraus
10‘ 2. 2. 2.
S verstehen und nennen die wichtigsten Informationen anhand eines Textes zu einer Person (ihre Familie, ihre Sprachkenntnisse, ihre Ausbildung, fa- miliäre Beziehungen, Rolle der einzelnen Personen, Grund der Auswanderung). Erklärt die Fragen zum Text und verteilt sie an die S. Z. B. Woher kommt dein Vater/Großvater? Warum? Wie viele Kinder hatte er? Welche Sprache spricht er? Tauschen die wichtigsten Informatio- nen anhand der gesammelten Informa- tionen des Textes aus.
20‘ 3. 3. 3.
Beziehungen in der Familie (Serbien–Schweiz); Gemeinsamkeiten und Unterschiede nennen

  • Familie in der Schweiz (Größe, Rolle, Beziehungen, Rituale …) kennenlernen, verstehen
  • Familie in Serbien (Größe, Rolle, Beziehungen, Rituale) kennen- lernen, verstehen
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen und diskutieren

S beschreiben die Funktionen und Formen der Familien in der Schweiz und in Serbien.

Verarbeitet die Hausaufgabe weiter (siehe oben).

  • Macht die Gruppeneinteilung
  • Koordiniert die Diskussion
  • Auftrag für Gruppenarbeit: Vergleicht die gesammelten Informationen zur serbischen und Schweizer Familie.
Sprechen:
Sprechen, diskutieren und erklären anhand der oben genannten Fragen, was entdeckt wurde.
8‘ 4. 4. 4.
Beschreiben eigene Rolle und eigene Familie: die Rolle der S in ihrer Familie (in der Schweiz und in Serbien). Macht die Gruppeneinteilung
Auftrag: Eigene Rolle in der Familie beschreiben (in der CH und in SRB).
Begründen ihre Rolle in ihrer Familie
in der Schweiz und in Serbien; erzählen anhand der gesammelten Informationen eigene Geschichten.

 


4. Planungen zu Themen ohne spezifischen Bezug zur Kultur des Herkunftslandes oder derjenigen der neuen Heimat

Vorbemerkung: In diese Kategorie gehören kultur- und sprachunspezifische Themen (Jahreszeiten, Blumen, Tiere, Natur etc.), die sich aber natürlich gut in Bezug zur Kultur des Herkunftslands und der neuen Heimat setzen lassen.

Mariana Waked: Planung einer Unterrichtsreihe zum Thema «Tier und Natur» (6 Lektionen für 3 Alters- und Niveaugruppen)

Mariana Waked stammt aus dem Libanon, wo sie als Arabischlehrerin arbeitete. Seit 14 Jahren lebt sie in Karlskrona/Schweden und erteilt hier seit 4 Jahren arabischen HSU.

Arabische Mind-Map zum Thema «Pferd» (Merkmale, Nahrung, Lebensraum etc.)

Ziel Unterstufe Mittelstufe Oberstufe
Lektion 1 Präsentation Hören einer Geschichte mit verschiedenen Tieren. Sich unter- halten und nacherzählen. Dok-Film schauen und Notizen machen. Nacherzählen, was wir über einzelne Tiere gelernt haben. Tatsachen über einige Tiere hö- ren oder lesen. Selber schriftlich festhalten.
Lektion 2 Klassifikation verschiedener Tiere Logische Übungen zum Stoff. Tiere nach ihrer Nahrung klas- sifizieren. Wörter mit Hilfe von Bildern lesen. Anfangsbuchsta- ben oder Namen einzelner Tiere aufschreiben, Tiere zeichnen.

Tiere nach Nahrungsverhalten, Wohnformen, Art der Vermeh- rung etc. klassifizieren.

Karte zur geografischen Verbrei- tung der Tiere interpretieren und kommentieren.

Eine Liste der gemeinsamen Züge von Tieren, die im gleichen Umfeld wohnen, erstellen (phy- sische Eigenschaften, Ernährung, Vermehrung); Zusammenhang zwischen Eigenschaften und Umgebung erkennen.
Lektion 3  Tiere auf dem Bauernhof Einen Bauernhof besuchen. Be- obachtungen und Diskussionen. Einen Bauernhof besuchen. In- terview und Fotodokumentation vorbereiten, evtl. Videos.

Bauernhofbesuch.

Hier in Schweden ist es üblich, ein Tier als Mitglied in der Fa- milie zu haben, wie sieht dies in unseren Herkunftsländern aus? Diskutiert. Was meint ihr selbst?

Lektion 4 Verarbeitung des Besuchs auf dem Bauernhof

Gruppen bilden und verschie- dene Aktivitäten zu den Tieren auf dem Bauernhof vorbereiten (Arbeitsblätter, Quiz, Rätsel…).

Tierlieder lernen.

Einen Brief an jemanden im Herkunftsland schreiben, vom Besuch auf dem Bauernhof berichten. Einen Steckbrief für ein Tier, das auf dem Bauernhof wohnt, erstellen. Nutzung von Internet und Bibliothek für Informationen.
Lektion 5 Gedankenkarte (Mind-Map) Eine Geschichte mit 2–3 Tieren vom Bauernhof erfinden, mit Hil- fe der Lehrperson aufschreiben und selber illustrieren.
Hierzu die Technik Mind-Map einführen.
Zu einem ausgewählten Tier eine Mind-Map erstellen. Diese soll alle Punkte umfassen, die es braucht, um einen Sachtext zum Tier zu schreiben. Arbeit in Kleingruppen. Eine von der Ausrottung bedroh- te Tierart wählen. Überlegen, wie man ihr helfen könnte. Dazu eine Mind-Map erstellen und einen Text schreiben.
Lektion 6 Präsentationen, Ausstellung Präsentieren und Vorlesen der Texte aus Lektion 5. Präsentieren und Diskussion der Sachtexte aus Lektion 5. Präsentieren und Diskussion der Sachtexte aus Lektion 5.


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