Basil Schader, Saskia Waibel


1. Einleitung: Materialien finden – früher und heute

Früher bedeutete Unterrichten oft einfach, ein Lehrmittel und die dazu gehörenden Übungen durchzuarbeiten; weitere Materialien wurden kaum beigezogen. Heute sind die Anforderungen an einen guten Unterricht auch in dieser Hinsicht deutlich höher. Postulate wie Lerner/innenorientierung, Lebensweltbezug, Individualisierung (vgl. Kap. 4 und 5) gelten auch bei der Auswahl der Unterrichtsmaterialien (Texte, Arbeitsblätter, elektronische Medien etc.). Lerner/innenorientierung, Lebensweltbezug und Orientierung am Ziel der interkulturellen Kompetenz bedeuten, dass im HSU-Unterricht auf die spezifische Situation der Schüler/innen, die in und zwischen zwei Kulturen aufwachsen, eingegangen werden muss, womit sich ein bloßer Rückgriff auf die im Herkunftsland verwendeten Schulbücher verbietet. Dieser Rückgriff wäre angesichts der heterogenen Klassen und der verschiedenen Niveaus in den meisten Klassen ohnehin kaum möglich; er würde aber auch nicht zur breiten Palette von Unterrichts- und Lernformen passen, an welche die Schüler/innen vom regulären Unterricht her gewöhnt sind (vgl. Kap. 6). Selbst dort, wo vom Herkunftsland her eigentliche HSU-Lehrmittel zur Verfügung stehen, wird sich die Lehrperson nach zusätzlichen Materialien umsehen müssen, die auf die spezifische Situation im jeweiligen Einwanderungsland oder auf tagespolitische Aktualitäten Bezug nehmen. Zum Glück muss all dies nun nicht zu einer restlosen Überforderung der HSU-Lehrer/innen führen.

Anders als früher nämlich ist es heute nicht nur zulässig, sondern mit Bezug auf die Postulate der Lerner/innenorientierung, der Selbstständigkeit, des Lebensweltbezugs und der Medienkompetenz durchaus sinnvoll, die Schüler/innen bei der Beschaffung von Materialien zu bestimmten Themen aktiv einzubeziehen.

In der 1. und 2. Klasse kann dies bedeuten, dass die Schüler/innen Bilder, Bilderbücher und Objekte zu Themen wie «Freizeit» oder «Ferienerinnerungen» mitbringen; von der 3./4. Klasse an können die Schüler/innen meist problemlos selber in Bibliotheken und im Internet recherchieren und profitieren dabei von ihren Kompetenzen in zwei Sprachen.


2. Was heißt «geeignete» Materialien? Sechs Kriterien.

Es bleibt, mit Bezug auf den Titel dieses Kapitels, noch die Frage offen, was unter geeigneten Unterrichtsmaterialien zu verstehen ist. Hierüber könnte man ganze Bücher schreiben. Wir beschränken uns auf die folgende kurze Checkliste von Fragen. Punkte, die mit «ja» beantwortet werden können, sollen als Kriterien für geeignete Materialien gelten.


  • Entspricht das Material (Text, Bildmaterial, Website etc.) dem Alter der Schüler/innen, für die ich es einsetzen möchte? (Kriterium der Altersgerechtheit.)

  • Ist das Material nicht ideologisch, religiös oder polemisch gefärbt; werden kritische Sachverhalte nicht einseitig oder verzerrt dargestellt? (Kriterium der größtmöglichen ideologischen und religiösen Neutralität, wie es auch die meisten Einwanderungsländer fordern.)

  • Fördert das Material das selbstständige Denken der Schüler/innen? (Kriterium der Lerner/innenorientierung und der Förderung der Selbstständigkeit.)

  • Nimmt das Material – wo dies möglich und sinnvoll ist – Bezug auf die Realität, den Erfahrungshintergrund und die bilingual-bikulturellen Kompetenzen der Schüler/innen, die in und zwischen zwei Kulturen und Sprachen aufwachsen? (Kriterium der Lerner/innenorientierung mit speziellem Bezug zum HSU.)

  • Werden in dem Material keine Rollenklischees zementiert, kommen beide Geschlechter gleichwertig zum Zug? (Kriterium der Gendergerechtheit.)

  • Lässt sich das Material – wo dies möglich und sinnvoll ist – so aufbereiten, dass es für schwächere, mittlere und stärkere Schüler/innen zugänglich und interessant ist? (Kriterium der Eignung für einen individualisierten, optimal lerner/innenorientierten Unterricht.)

3. Zur Archivierung von Unterrichtsmaterialien

Bevor unten eine Reihe von möglichen Quellen für die Materialbeschaffung kommentiert wird, soll kurz auf die Bedeutung der Archivierung oder Aufbewahrung der Materialien hingewiesen werden. Gerade im komplexen Mehrklassenunterricht des HSU lohnt es sich unbedingt, diesbezüglich von Anfang an möglichst effektiv und übersichtlich vorzugehen. Tut man das, stehen die Materialien im nächsten Jahr problemlos zur Verfügung; tut man es nicht, steht man vor Haufen ungeordneter Dokumente und verliert viel Zeit mit Suchen.

Ein effizientes Archiv umfasst heute zwei Dimensionen: erstens eine elektronische «Abteilung» im Computer, mit eindeutig beschrifteten Ordnern und Unterordnern für die verschiedenen Themen und Klassen. Wichtig: periodisch Sicherheitskopien erstellen! Die zweite Abteilung ist das «reale» Archiv mit Kopiervorlagen, Bildern, Arbeitsblättern, Spielen etc.

Eine einfache Variante besteht darin, pro Thema einen großen Umschlag oder eine Archivschachtel anzulegen. Innerhalb der Schachtel oder des Umschlags können dann z. B. in vier Sichtmäppchen die Materialien für die Unter-, Mittel- und Oberstufe und solche, die sich für alle Stufen eignen, aufbewahrt werden.

Der Aufbau und die «Pflege» eines solchen Archivs erfordern etwas Zeit und Selbstdisziplin, erleichtern die Arbeit aber außerordentlich.


4. Mögliche Quellen von Unterrichtsmaterialien

a) a) Lehrmittel aus dem Herkunftsland

Zu unterscheiden sind Lehrmittel, die im regulären Unterricht im Herkunftsland eingesetzt werden, und solche, die im Herkunftsland eigens für den HSU der betreffenden Sprache erarbeitet wurden.

Die Lehrmittel, die im regulären Unterricht im Herkunftsland eingesetzt werden (z. B. Lese- oder Sprachbücher) als potenzielle Materialquelle zur Hand zu haben, ist sicher nützlich. Allerdings ist ihre Eignung aus mindestens zwei Gründen eingeschränkt: Erstens sind sie sprachlich und z. T. inhaltlich oft zu anspruchsvoll. In aller Regel beherrschen die HSU-Schüler/innen ihre Muttersprache (vor allem in der geschriebenen und Standardvariante!) lange nicht so gut wie gleichaltrige Kinder im Herkunftsland. Zweitens nehmen die Schulbücher des regulären Unterrichts logischerweise nicht Bezug auf die Realität, den Erfahrungshintergrund und die Kompetenzen der HSU-Schüler/innen, die in einem anderskulturellen Umfeld aufwachsen. Trotz alledem können diese Bücher durchaus punktuell als Quelle für Texte, Bilder etc. dienen, wenn man sich der beiden Einschränkungen bewusst ist und auch darauf achtet, ideologisch oder politisch einseitige Darstellungen (z. B. in geschichtlichen Texten) zu vermeiden.

Lehrmittel, die eigens für den herkunftssprachlichen Unterricht entwickelt wurden, besitzen z. B. der portugiesische und albanische HSU (vgl. die Abbildungen im B-Teil). Die Erarbeitung der albanischen Lehrmittel geschah durch ein gemischtes Team von HSU-Lehrer/innen aus vier Ländern und von Fachleuten aus Kosova; dies garantierte von Anfang an einen praxisnahen Bezug zur Migrationssituation. Für jede Stufe (Unter-, Mittel-, Oberstufe) wurden je 6 Themenhefte geschaffen, dazu kommt ein Heft für die Vorschule. Die 6 Themenhefte pro Stufe umfassen je zur Hälfte spezifisch albanische Themen (Landeskunde, Grammatik, Literatur) resp. Themen in Zusammenhang mit dem Leben in der neuen Heimat (Arbeit und Freizeit; Ich und die andern; Eine Welt für alle). Dass spezielle HSU-Lehrmittel nicht automatisch gut und funktional sind, zeigte sich aber z. B. an den früheren albanischen Texten, die ausschließlich von Experten im Herkunftsland verfasst worden waren und die Schüler/innen im HSU sprachlich überforderten.

Gute und spezifisch für den HSU konzipierte Lehrmittel (bei deren Abfassung auch HSU-Lehrer/innen beteiligt sein müssen!) sind fraglos eine riesige Hilfe und große Entlastung und sollten von möglichst allen Sprachgruppen angestrebt werden.

b) Materialien aus dem Internet

Eine immer wichtigere Rolle bei der Suche nach geeigneten und aktuellen Unterrichtsmaterialien spielt das Internet. HSU-Lehrer/innen und -Schüler/innen haben den großen Vorteil, dass sie die Angebote von zwei Sprachen – Herkunfts- und Landessprache – nutzen können.

Bei den Recherchen und Angeboten lassen sich zumindest zwei Formen unterscheiden:

Erstens Recherchen auf spezifischen Websites für Lehrer/innen, wo sich didaktisches Material (Arbeitsblätter, Lektionsplanungen etc.) zu allen möglichen Themen findet. Solche Websites gibt es in vielen Herkunftssprachen und natürlich auch in den Sprachen der Einwanderungsländer. Beispiele für beide Kategorien finden sich im Praxisteil (Kap. 10 B.1 und 2). Es lohnt sich unbedingt, sich auf diesen Websites umzusehen, auch wenn die Orientierung anfangs manchmal etwas kompliziert ist.

Der zweite Typ Recherchen und Angebote bezieht sich auf ganz bestimmte Themen und Suchbegriffe, zu denen man gerne Materialien hätte: einen Sachtext über Hunde auf Kroatisch, etwas über die Geografie von Sri Lanka, Frühlingsgedichte auf Russisch etc.

Recherchen im Internet sind von der 3./4. Klasse an auch durch Schüler/innen möglich. Angesichts der Bedeutung von Medienerziehung und Medienkompetenz in den meisten Ländern sollten die Schüler/innen hier vom regulären Unterricht her gute Voraussetzungen mitbringen.

Wo diese fehlen, können im HSU-Unterricht ältere Schüler/innen den jüngeren helfen. Bei den Recherchen auf den muttersprachlichen Websites kann es Probleme geben, wenn Suchbegriffe orthografisch falsch eingegeben werden. Hier muss vielleicht die Lehrerin helfen oder muss zuerst ein (elektronisches) Wörterbuch konsultiert werden.

c) Materialien aus Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Prospekten etc.

Neben der Recherche im Internet sind selbstverständlich auch die traditionellen Print-Medien wie Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Bildbände, Bilderbücher etc. immer noch wichtige und sehr nützliche Quellen für Unterrichtsmaterialien. Entsprechend der bilingualen Situation, in der die HSU-Schüler/innen aufwachsen, sollen und können dabei neben Medien in der Herkunftssprache durchaus auch solche in der Landessprache benutzt werden.

Bücher in der Sprache des Einwanderungslandes findet man u. a. in Bibliotheken. Über Bestände in diversen Herkunftssprachen verfügen die interkulturellen Bibliotheken, wie es sie mittlerweile in vielen Städten gibt (für die Standorte in der Schweiz vgl. www.interbiblio.ch). Wichtig ist auch, die Schüler/innen zu ermuntern, Bücher, Zeitschriften etc. zu den gerade aktuellen Themen mitzubringen; die Materialsuche soll ja keineswegs nur Sache der Lehrperson sein.

Neben eigentlichen Büchern (Sachbücher, literarische Werke, Bildbände, Lexika, Bilderbücher etc.) leisten auch Zeitschriften (inkl. Kinder- und Jugendzeitschriften) gute Dienste. Sie sind einfacher zu beschaffen und können (wie natürlich auch Bücher) gut auch aus den Ferien im Herkunftsland mitgebracht werden.

Dasselbe gilt für Prospekte und andere Werbung, die in einem aktuellen Konzept von HSU-Unterricht durchaus zu spannenden Lernanlässen, Wortschatzerweiterungen und Vergleichen genutzt werden können und die man auch gut zerschneiden und z. B. für Collagen brauchen kann.

Tageszeitungen sind für die meisten Sprachen besonders leicht verfügbar und liefern von der 4. Klasse an gute und aktuelle Lese- und Diskussionsanlässe. Besonders ist hier allerdings darauf zu achten, dass es sich nicht um politisch, religiös oder sonstwie ideologisch einseitig gefärbte Medien handelt. Viele Tages- oder Wochenzeitungen haben auch eine Rubrik mit Comics, Rätseln und anderen Beiträgen, die teilweise auch für die unteren Klassen brauchbar sind.

d) Lehrmittel und Anschauungsmaterialien des Einwanderungslandes

Vor allem für Themen, bei denen nicht das Herkunftsland, sondern entweder die Migrationssituation oder der Vergleich mit dem Einwanderungsland im Zentrum steht, lohnt es sich, mit den Lehrer/innen des regulären Unterrichts Kontakt aufzunehmen. Es ist gut möglich, dass diese entweder an einer gemeinsamen Bearbeitung des Themas interessiert sind (das wäre das Optimum) oder wenigstens geeignete Materialien zum Thema haben. Beispiele: Vergleiche zwischen Einwanderungs- und Herkunftsland in Bezug auf Themen wie: Tiere auf dem Bauernhof/Berufe/Kindheit und Freizeit früher und heute etc.; ethische Themen wie: Freundschaft/zusammen spielen/Rassismus und Diskriminierung/Integration etc. Vgl. zu Kooperationsprojekten auch Kap. 12.


5. Von den Schüler/innen selbst hergestellte Unterrichtsmaterialien

Wie schon in Abschnitt 1 gesagt, ist die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien in einem aktuellen pädagogischen Konzept ein Thema, bei dem unbedingt auch die Schüler/innen einbezogen werden sollen und können.

Zu den Forderungen nach Lerner/innenorientierung, Selbstständigkeit, Nutzung von Ressourcen aus der Klasse etc. passt es bestens, wenn die Schüler/innen z. B. in Materialrecherchen im Internet und in Bibliotheken, aber auch in die Herstellung von Plakaten, Dokumentationen und Arbeitsblättern einbezogen werden. Im B-Teil illustrieren dies die Beispiele des Abschnitts 10 B.4: ein Poster zu Körperteilen (Wortschatzerwerb), eine Seite zu einem gemeinsam gestalteten Wörterbilderbuch, zwei Poster (3. und 8. Klasse) zu Vorträgen der betreffenden Schüler/innen, zwei Beispiele von Arbeitsblättern, die diese Schüler/innen im Anschluss an ihre Vorträge als Lernkontrolle verteilt haben. Die Liste von Anschauungsmaterialien und Arbeitsblättern, die die Schüler/innen füreinander herstellen, lässt sich beliebig erweitern: einfache Sprachübungen, die die älteren Schüler/innen nach einem klaren Muster für die jüngeren machen (z. B. Pluralformen einsetzen oder Objekte anschreiben); Arbeitsblätter mit Fragen zu Lesetexten; Beiträge für ein gemeinsames Gedichtbuch oder eine gemeinsame Zeitung; ein Quiz zu einem Sachthema usw. Besonders wichtig ist dabei die Einsicht, dass es hier keineswegs einfach um eine Entlastung der Lehrperson geht, sondern dass die Schüler/innen bei der Produktion von Arbeitsmaterialien (wie auch beim Recherchieren nach geeigneten Materialien) selber eine Menge lernen und vertiefen.


6. Nutzung elektronischer Medien durch die Schüler/innen

Vom regulären Unterricht, oft aber auch von zu Hause her sind die Schüler/innen heute meist schon früh (sicher von der 4. Klasse an) an einfache Nutzungsformen von Computer und Handys gewöhnt. Diese Kompetenzen lassen sich auch im HSU nutzen, und zwar in folgenden Dimensionen:

a) Zur Beschaffung von Informationen

Dabei ist nicht nur ans Internet zu denken. Informationen können, wenn genügend Zeit zur Verfügung steht (z. B. von einer Woche auf die nächste) sehr wohl auch schriftlich via E-Mail oder SMS eingeholt werden. Mündlich kommen die Formen Interview (evtl. mit dem Handy aufgenommen), Telefongespräch mit Notizen/Protokoll, Nutzung von Skype als billige Alternative zum Telefon dazu. Soll es doch eine Internetrecherche sein, bietet es sich an, sich auf der entsprechenden Wikipedia-Seite einen Überblick zum Thema oder zum gesuchten Begriff zu verschaffen.

b) Zum Austauschen und Vernetzen

Soziale Netzwerke eignen sich sehr gut für Gruppen und Klassen, um eine eigene Plattform einzurichten und sich darauf zu vorgegebenen Themen auszutauschen. Die Fotoplattform «Flickr» eignet sich für den Austausch und die Kommentierung von Fotos. Beim sozialen Netzwerk «Facebook» ist es möglich, eine geschlossene Gruppe einzurichten, um die Funktionen des Chats, der persönlichen Nachrichten, Album- erstellung etc. zu nutzen. Sehr zu empfehlen für HSU-Klassen und ihre Lehrer/innen in der Schweiz ist die Plattform educanet2 (https://www.educanet2.ch): Jede Klasse hat hier einen eigenen Zugang mit persönlichen Schreibtischen, Klassen- und Gruppenräumen. Für die Kommunikation stehen sehr viele Möglichkeiten zur Verfügung: E-Mail, Chat, Foren, Wikis, Blogs, Fotoalben, Austausch von Schulmaterialien etc.

c) Zur Präsentation von Informationen

Von der 4.–5. Klasse an sollen die Schüler/innen die Möglichkeit haben, vor der Klasse Arbeiten mit Unterstützung von Medienangeboten zu präsentieren. Die Visualisierung des Wissens und die Aufbereitung für eine Präsentation ist anspruchsvoll und muss von der Lehrperson begleitet werden. Präsentationen können mit Hilfe von Postern, Arbeitsblättern, mit Powerpoint-Unterstützung oder mit Hilfe von Apps über das I-Pad erfolgen. Folgende Apps eignen sich für Präsentationen: BookCreator, ComicLife und iMovie.

d) Zur Gestaltung von Schreibanlässen

Texte, die am Computer gestaltet und mit eigenen Fotografien oder Bildern aus dem Internet illustriert werden, wirken oft ansprechender und professioneller als Handgeschriebenes. Dies betrifft alle möglichen Textsorten: Einzeltext (z. B. Erlebnisbericht), Poster, Arbeitsblatt, Klassenzeitung, gemeinsam hergestelltes Buch. Nicht nur für jüngere Schüler/innen attraktiv ist die Herstellung von Minibooks, die auf www.minibooks.ch erklärt wird (zugleich können auf dieser Website die eigenen Minibooks auch «publiziert» werden). Spannend ist das Programm Talktyper (https://talktyper.com), das gesprochenen Text in Schrift umwandelt, leider aber nur für eine begrenzte Auswahl an Sprachen funktioniert.

Es versteht sich, dass im HSU die technischen Mittel und die Zeit oft fehlen; da aber sehr viele Schüler/innen zu Hause oder im sonstigen Unterricht einen Computer nützen können, lassen sich entsprechende Aufträge meistens als Hausaufgaben von einer Woche zur nächsten erledigen.

e) Zum Lernen oder Vertiefen von Lerninhalten

Hierfür gibt es Apps, Übungsprogramme, E-Books, Lernsoftware etc. Ob solche Angebote auch in den Herkunftssprachen zur Verfügung stehen, muss periodisch abgeklärt werden; das Angebot ist in permanentem Auf- und Umbau. Zwei Möglichkeiten sollen hier exemplarisch vorgestellt werden:

Die frei zugängliche Webseite www.quizlet.com bietet die Möglichkeit, Vokabeln auf verschiedene Arten zu lernen. So gibt es schon sehr viele Listen, die verfügbar sind und über die Suchfunktion gefunden werden. Es ist aber auch möglich, eigene Listen anzufertigen, wozu man sich jedoch anmelden muss.

Die App und CD-ROM «Multidingsda» ist ein Lernprogramm für den Aufbau und die Festigung des Grundwortschatzes mit Hilfe von «Wimmelbildern» (Bilder mit sehr vielen Objekten). 600 Wörter werden anhand von 40 alltäglichen Situationen durch Hören, Lesen und Schreiben gelernt. Es stehen dafür vierzehn Sprachen zur Auswahl: Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Makedonisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Tamilisch und Türkisch.

f) Zur Sprachreflexion

Die Kommunikation der Schüler/innen untereinander, aber auch mit Familienangehörigen und Freunden im Herkunftsland erfolgt häufig über digitale Medien (v. a. SMS und Chats). Diese Texte eignen sich für spannende Vergleiche der mündlichen mit der schriftlichen Sprache: Wo finden sich Unterschiede, wo gibt es Parallelen? Werden die Sprachen gemischt? Welche Abkürzungen und Symbole werden genutzt? Dabei geht es natürlich nicht um Wertungen. Als Fazit einer solchen Analyse soll vielmehr gezeigt werden, dass je nach Situation und Kommunikationsform verschiedene Register zur Anwendung kommen und funktional sind.


Literaturhinweise

Maloku, Nexhat; Basil Schader (2014): Zeitgemässe Lehrmittel: Ein innovatives Konzept. In: vpod Bildungspolitik (2014): Sonderheft Nr. 188/189 «Die Zukunft des Erstsprachunterrichts», S. 53 f.

Nodari, Claudio; Sabina Wittwer (2010): Multidings- da. Training Grundwortschatz Deutsch und Erst – sprache. Zürich: Lehrmittelverlag Zürich. (CD- ROM, auch als App verfügbar)

Schieder-Niewierra, Steffi (2011): Schreibförderung im interkulturellen Sprachunterricht. Der Compu- ter als Werkzeug. Frankfurt a.M.: Peter Lang.

Schrackmann, Iwan et al. (2008): Computer und Internet in der Primarstufe. Aarau: Sauerländer. Das ganze Buch als pdf: http://www.ictip.ch


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