(Vgl. zum Thema «Adäquate Lehr- und Lernformen wählen» auch die Unterrichtsplanungen in den Kapiteln 4 B, 5 B, 7 B, 8 B, 9 B, 10 B, 11 B, 12 B!)
1. Kemajl Çallaku: Einsatz verschiedener Unterrichts- und Sozialformen in einer Doppellektion zum Thema «Freundschaft, Vorurteile, Zusammenleben», Klassen 5 –10.
Kemajl Çallaku stammt aus Kosovo/Kosova. Er lebt seit 22 Jahren in Deutschland (Arnsberg, Nordrhein-Westfalen) und ist seit 17 Jahren als HSU-Lehrer für Albanisch tätig.
Vorbemerkungen
Kontext der Doppellektion ist die Arbeit am Thema «(Zusammen-)Leben in der Schule».
Die Lerngruppe umfasst 15 Mädchen und 11 Jungen der Klassen 5–10. Die Schüler/innen besuchen den HSU freiwillig und sind motiviert, auch wenn er in der 7. und 8. Stunde des Schultags stattfindet. Das Leistungsniveau der Schüler/innen ist sehr heterogen.
Das Thema der Lektion steht in engem Bezug zur Erfahrungs- und Lebenswelt der Schüler/innen. Es eignet sich gut für die Behandlung in kommunikativen Lernformen. Vor allem möchte ich die Unterrichtsform «Expertengruppe» ausprobieren, bei der verschiedene Schülergruppen zuerst je einen Themenaspekt diskutieren und dann in neuen, gemischten Gruppen ihre Erkenntnisse austauschen.
Ziele
- Inhaltlich: Die Schüler/innen sollen Erfahrungen zu Zusammenleben und Freundschaft sowie zu Vorurteilen, Problemen und deren Lösungen sammeln, diskutieren und in Bezug zu ihrer eigenen Lebensrealität stellen.
- Sozial: Durch das Thema an sich, vor allem aber auch durch die Arbeit in leistungsheterogenen Gruppen sollen sie lernen, aufeinander einzugehen und einander zu unterstützen.
- Sprachlich: Sie sollen die eigenen Überlegungen zu recht anspruchsvollen Themen mündlich und z. T. auch schriftlich formulieren können.
- Bezogen auf Lernverhalten und -techniken: Die Schüler/innen sollen mit verschiedenen Lerntechniken und -formen vertraut werden.
Material
Lesetext «Ani pianistja» (Ani, die Pianistin), Text plus Arbeitsblatt mit Fragen und Impulsen dazu (aus: Gjuha shqipe, Bd. 4, vgl. http://issuu.com/e-ucebnici/docs/gjuha_4_maq_ok/27)
Ablauf der Doppelstunde
Zeit | Inhalt | Lehr-/Lernform |
5‘ | Begrüßung, Einstieg: Information zum Thema der Doppellektion: Freundschaft, Vorurteile, Zusammenleben. |
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15‘ | Vorbereitung eines Klassengesprächs: Die S teilen sich in drei Gruppen, von denen jede einen der folgenden Impulse diskutiert und dazu für eine Kurzpräsentation (5‘) ein «Plakat» (A3) mit Stichworten vorbereitet: a) Was bedeutet Freundschaft für mich? b) Wo und wie bin ich schon mit Vorurteilen konfrontiert worden? (Vertiefung/Zusatz: Gibt es Gruppen, denen gegenüber ich selber Vorurteile habe; warum?) c) Wo sehen wir die Vor- und Nachteile des Zusammenlebens von Menschen aus verschiedenen Kulturen? |
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30‘ | Die drei Gruppen präsentieren der Reihe nach ihre Überlegungen und «Plakate» (je 5‘); nach jeder Präsentation ca. 4‘ Zeit für Fragen oder Kommentare. Am Schluss evtl. kurze Zusammenfassung. |
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Pause | ||
25‘ |
Bildung von drei «Expertengruppen» mit je 2–3 Schüler/innen aus den obigen Gruppen a), b) und c). Auftrag:
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15‘ | Jede Gruppe präsentiert kurz ihren Text, die anderen Schüler/innen können Fragen stellen oder einen Kommentar abgeben. |
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10‘ | Die drei Texte werden nebeneinander aufgehängt. Die Lehrperson gibt folgenden Impuls für eine Schlussdiskussion: Gilt das, was ihr geschrieben habt, speziell für eure Situation hier in der neuen Heimat, oder würde es ähnlich auch im Herkunftsland gelten?
Hausaufgaben: Haltet eure Gedanken zu diesem Impuls schriftlich fest; bringt einen Text von 1⁄2–1 Seite mit. |
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2. Sakine Koç: Arbeit mit verschiedenen Lehr-/Lernformen in einer Unterrichtseinheit zum Thema «Fest- und Feiertage»
Sakine Koç stammt aus der Türkei. Sie lebt seit fünf Jahren in Zürich und ist hier ebenso lange als HSU-Lehrerin tätig.
Vorbemerkung
Feiertage haben in der türkischen Kultur eine lange Tradition. Die meisten türkischen Feiertage (Türk Bayramları) erinnern an wichtige Ereignisse auf nationaler Ebene. Am 23. April z. B. feiern wir den Tag der Nationalen Souveränität und des Kindes. Im türkischen HSU-Unterricht feiern wir dieses Fest auch in der Schweiz jedes Jahr im Frühling. Religiöse Fest- und Feiertage sind nicht Thema dieser Einheit; sie werden separat behandelt.
Beim Thema «Feste und Feiern» sind sowohl die eigenen Erfahrungen der Schüler/innen in der türkischen und schweizerischen Kultur wie auch Hintergrundinformationen zu den Feiertagen in beiden Kulturen wichtig. Das Thema eignet sich damit sehr gut für den Einsatz verschiedener Lehr- und Lernformen und für einen interkulturellen Ansatz.
Organisatorisches, Dauer: Die Unterrichtseinheit besteht aus 5 ½ Lektionen, verteilt auf drei Wochen. In der ersten Woche erhalten die Schüler/innen in der letzten halben Stunde den «Forschungs-Auftrag» und organisieren sich; in der zweiten Woche werden beide Lektionen für die Arbeit an den Präsentationen zum Thema «Feste und Feiertage» eingesetzt, in der dritten Woche werden die Präsentationen vorgestellt und evaluiert.
Ziele
- Inhaltlich: Die Schüler/innen vertiefen ihr Hintergrundwissen zu Fest- und Feiertagen in der türkischen und schweizerischen Kultur. Sie vergleichen die Anlässe in den beiden Kulturen und tauschen ihre Gedanken über Ähnlichkeiten und Unterschiede aus, wodurch sie ihre interkulturelle Kompetenz erweitern.
- Sprachlich: Die Schüler/innen vertiefen ihre Kompetenzen im mündlichen und schriftlichen Bereich (Lesen und Schreiben, Auftrittskompetenz). Sie werden für Fragen des Sprachvergleichs und der Übersetzung (Namen von Festen und Feiertagen) sensibilisiert. Sie bauen ihre Medienkompetenz aus (Internetrecherchen).
- Sozial und bezüglich ihres Lernens: Durch den bewussten Einsatz verschiedener Lehr-/Lernformen erweitern die Schüler/innen ihre Selbstständigkeit wie auch ihr Spektrum an Kooperationsformen und an Strategien des Wissenserwerbs. Überdies wird ihre Motivation hochgehalten.
Material
Die Lehrperson muss sich vorgängig über die Feste und Feiertage in der Türkei und in der Schweiz (inkl. lokaler und kantonaler Feste!) informiert haben und wissen, wo die entsprechenden Informationen für die Schüler/innen zu finden sind (v. a. Links im Internet).
Die Lehrperson muss sicherstellen, dass alle Schüler/innen Zugang zu einem Computer mit Internet haben, um ihre Recherchen durchzuführen.
Für die «Forschungen» zwischen erster und zweiter Woche müssen Arbeitsblätter mit klaren Aufträgen vorbereitet sein. Diese Blätter sind auf drei Anspruchsniveaus vorzubereiten.
Procedure
Zeit | Inhalt | Lehr-/Lernform |
Woche 1, letzte halbe Stunde | ||
30‘ | Die LP kündigt das Forschungsprojekt «Fest- und Feiertage in der Türkei und in der Schweiz» an. Sie betont den Vorteil der Ressourcen aus zwei Kulturen und Sprachen. Sie erläutert die Aufträge für die Recherchen, die für nächste Woche zu machen sind, und sagt genau, was die Schüler/ innen mitbringen sollen (Infos, Bilder etc. zu je einem türkischen und einem schweizerischen Fest- und Feiertag). Die Aufträge werden in drei Anspruchsniveaus schriftlich abgegeben. Klärung von Fragen und Organi- satorischem (Bildung von Zweierteams, Computerzugang, Strategien der Internetrecherche etc.). |
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Zeit zwischen Woche 1 und 2 | ||
30‘ | Die Schüler/innen recherchieren gemäß den Aufträgen alleine oder in Zwei- erteams zu türkischen und schweizerischen Fest- und Feiertagen. |
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Woche 2, Doppellektion | ||
15‘ | Die Schüler/innen berichten von ihren Recherchen: Was ging gut, wo gab es Probleme, was ist noch zu tun? Erste gegenseitige Feedbacks und Ratschläge/Lerntipps. |
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15‘ | Aufträge:
a) Die gesammelten Informationen zu türkischen und schweizerischen Fest- und Feiertagen für eine kurze Präsentation vorbereiten (Vortrag von ca. 5‘, mit Plakat A3 oder A2 mit Bildern und Text). b) Dazu ein Arbeitsblatt oder Quiz mit 3–4 Fragen oder Aufträgen vorbe- reiten. Gemeinsam diskutieren, welche Kriterien Vortrag und Arbeits- blatt erfüllen sollen (altersspezifisch unterschiedliche Ansprüche). |
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50‘ | Arbeit an den Aufträgen/Vorbereitung von Präsentation und Arbeitsblatt. Die Lehrperson unterstützt und berät und hält bei Bedarf weitere Informa- tionen bereit. |
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15‘ | Diskussion/Klärung von Fragen zu den Präsentationen von nächster Woche; nochmalige Klärung der Aufträge und der Kriterien, gemäß denen die Präsentationen beurteilt werden. |
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Zeit zwischen Woche 2 und 3 | ||
30‘ | Fertigstellung der Präsentationen (samt Plakat und Arbeitsblatt). | Selbstständige Arbeit |
Woche 3, Doppellektion | ||
10‘ | Kurzer Einstieg: Rekapitulation der Kriterien für die Präsentationen; Klärung letzter Fragen. |
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60‘ | Präsentationen, je ca. 5‘ plus ca. 5‘ für Fragen und Arbeitsblatt/Quiz. Nach jeder Präsentation kurze Diskussion/Evaluation mit Bezug zu den vorgängig festgelegten Kriterien. Wenn zu wenig Zeit zur Verfügung steht, werden einige Präsentationen erst nächste Woche vorgestellt. |
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20‘ | Schlussdiskussion: Ähnlichkeiten und Unterschiede der Fest- und Feiertage (und in der Art, wie sie gefeiert werden) in der Türkei und in der Schweiz. Rückblick auf das «Forschungsprojekt», Bewertung, wie es den Schüler/innen gefallen hat. |
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