Hinweis:

Die Reflexion der eigenen plurikulturellen Identität lässt sich gut zu einem zwei- bis dreiwöchigen Projekt ausbauen, bei dem die einzelnen Teile oder Facetten des Winddrachens vertieft behandelt werden. Dabei werden die Reflexionsfragen stufenspezifisch angepasst. Das Projekt eignet sich auch gut zur gemeinsamen Durchführung mit Lehrpersonen des Regelunterrichts oder zur Einbeziehung der Eltern. Einen schönen Höhepunkt bildet es, wenn man die Drachen zum Abschluss des Projekts real steigen lässt. Dies bedingt allerdings, dass man sie in einem zusätzlichen Arbeitsgang auf geeignetes Papier überträgt und ein flugfähiges Gerüst baut.


Ablauf:

  • Zu Beginn der Sequenz stellt die LP den Winddrachen mit seinen Bestandteilen als Symbolbild für die Identität vor. Sie zeigt einen ausgeschnittenen Drachen als Beispiel für das Endprodukt und erläutert das Arbeitsblatt. Auf diesem ist der Drachen abgebildet und ist notiert, wofür die einzelne Teile stehen. Jeder Teil repräsentiert eine Lebenswelt und Teilidentität, z. B. Familie, Schule, Freundschaft, Nachbarschaft usw.; zu jeder Teilidentität und Lebenswelt gehört eine entsprechende Rolle – Tochter, Sohn, Schüler/in, Freund/in, Verwandte usw. Die Summe aller Teilidentitäten und Rollen macht meine Persönlichkeit und Identität aus. Hierzu soll ein einleitendes Gespräch geführt werden, so dass alle S die nachfolgenden Aufgaben verstehen.
  • Als Erstes gestalten die S den Smiley in der Mitte des Drachens (Gesicht zeichnen oder Foto hinkleben). Rund um den Smiley schreiben sie stichwortartig die wichtigsten Informationen zu sich selbst hin (Alter, Klasse, Geschwister, Sprache, ein paar Eigenschaften …).
  • Anschließend beschriften sie die verschiedenen anderen Teile des Drachens. Gemäß der Legende auf dem Blatt machen sie ihre Einträge zu den einzelnen Facetten. Sinnvoll ist es, die Vorderseite des Drachens für die Lebenswelten im Einwanderungsland zu verwenden und die Rückseite für jene im Herkunftsland. Wenn die sechs Dreiecke nicht reichen, können diese (oder einige davon) auch halbiert werden.
  • In einem nächsten Schritt werden in der Klasse die vielfältigen und gleichzeitigen Zugehörigkeiten bzw. Teilidentitäten thematisiert und bewusst gemacht. Hierzu ruft die LP mögliche Teilidentitäten und Rollen auf (z. B. «Cousine», «Sportler», «Schülerin», «Vereinsmitglied»). Wer auf seinem Drachen einen Eintrag hierzu hat, steht auf und äußert sich.
  • Denkbar ist es, sich die Winddrachen vor oder nach diesem Schritt in Vierergruppen vorzustellen und zu erläutern. Als Impulse hierfür kann die LP Fragen wie die folgenden anregen und an der Wandtafel notieren: Was macht meine Identität aus? Welches sind meine wichtigsten Identitätsanteile? Welchen Gruppen fühle ich mich zugehörig? Welche Stärken und Ressourcen habe ich aufgrund meiner Teilidentitäten/Lebenswelten? Was ist mir wichtig? Welche Überzeugungen, Normen und Vorstellungen habe ich mitbekommen?
  • In einer Schlussdiskussion soll der Einfluss der verschiedenen Identitätsanteile reflektiert und diskutiert werden. Die Impulse hierfür müssen altersgemäß angepasst werden; im Zentrum werden Fragen in der Art der folgenden stehen:
    • Welche Identitätsanteile sind für euch besonders wichtig und warum?
    • Welche Identitätsanteile sind für euch überhaupt nicht relevant und warum nicht?
    • Gibt es Anteile oder Rollen, die vor allem (oder nur) in eurem Herkunftsland wichtig sind?
    • Gibt es eine Rangordnung unter den Teilidentitäten?
    • Gibt es Identitätsanteile, die euch von außen, von der Gesellschaft, zugeschrieben werden, obwohl ihr euch damit nicht identifizieren könnt?
    • Welche Rolle spielen deine Sprachen für deine Identität?
    • Welche Rollenanteile nehmen im Winddrachensymbol besonders viel Platz ein, welche besonders wenig?
    • Gibt es Rollen, die du besonders magst bzw. eher nicht magst?
    • Gibt es Konflikte oder Widersprüche zwischen diesen Rollen, oder ergänzen sie sich?
    • Hast du etwas Neues über dich und über die Gruppe gelernt?

«Winddrachen»Arbeitsblatt mit Erklärungen


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