Hinweis:

Inhalt der Sequenz ist eine Art Rollenspiel. Dabei sollen die S zu Beginn noch nicht wissen, wen bzw. welche Gruppe sie darstellen werden, da sonst möglicherweise gleich schon Klischees ins Spiel kämen.
Die Rahmenbedingungen hinsichtlich Spieldauer und -vorgaben müssen klar und verständlich erklärt werden. Innerhalb dieses Rahmens verfügen die S über viel Freiraum.


Ablauf:

  • Die Klasse wird in Vierergruppen eingeteilt.
  • Jede Gruppe erhält ein Set mit positiven Karten (siehe unten), einen Stift und einen großen Papierbogen mit dem Titel «Gefühle». Jede Gruppe wählt jemanden, der die Kommentare und Reaktionen der Gruppe auf dem Papierbogen protokolliert. (Alternative: Jede/r Schüler/in protokolliert die eigenen Statements selbst.)
  • Die LP kommuniziert, dass die S in der folgenden Übung nicht sich selbst, sondern Mitglieder einer Minderheitengruppe darstellen werden. In einem ersten Schritt sollen sie aufgrund der positiven Karten überlegen, welches die Stärken und Qualitäten ihrer Gruppe sind und wie sie sich als Mitglieder dieser Gruppe fühlen. Die entsprechenden Antworten werden in der Gruppe diskutiert und auf dem Blatt «Gefühle» protokolliert.
  • Jede Gruppe erhält nun die sechs negativen Karten und ein Blatt mit dem Titel «Reaktionen». Die Leitfrage lautet diesmal: Wie würdet ihr euch als Angehörige eurer Gruppe angesichts der negativen Erfahrungen, die auf den negativen Karten dokumentiert sind, verhalten? Die Antworten werden auf dem Blatt «Reaktionen» protokolliert.
  • Im Plenum:
    • Jede Gruppe berichtet über die Gefühle, die sie auf dem Blatt «Gefühle» festgehalten hat. Verständnisfragen werden geklärt, Kommentare kurz diskutiert.
    • Desgleichen wird mit dem Blatt «Reaktionen» verfahren. Die Klasse sollte konstruktive Handlungen, gewaltsame Handlungen und Unterschiede zwischen und innerhalb von Gruppen identifizieren.
    • Runde zur Arbeit in den Gruppen: Wo gab es Probleme, weshalb; was habt ihr über euch und die anderen gelernt?
    • Frage/Impuls: Könnt ihr eine Beziehung zwischen der von euch dargestellten Minderheitengruppe und anderen Gruppen, die ihr möglicherweise kennt, herstellen?
  • Schlussrunde: Um welche Gruppe könnte es sich bei den auf den Karten charakterisierten Menschen gehandelt haben? (Lösung: Es handelt sich um Fahrende bzw. Roma.)

Set mit positiven (links) und negativen (rechts) Karten.
Unsere Häuser sind nicht so wie die anderer Menschen. Sie sind speziell und wir lieben sie. Wir halten gerne an Traditionen fest. Fernsehen und Presse sagen nicht die Wahrheit über uns. Sie sagen, wir wären ein Problem. Sie geben uns keinen Raum, um unsere eigene Sicht der Dinge darzustellen.
Wir sind geschickt und haben viele Fertigkeiten. Wir führen verschiedenste manuelle und handwerkliche Arbeiten aus.
Wir leisten mit unserer Arbeit einen wertvollen Beitrag zu
dem Land, in dem wir leben.
Gewisse Menschen behandeln uns schlecht und ziehen über uns her. Manchmal werden wir grundlos angegriffen. Tausende von uns wurden vor nicht allzu langer Zeit ermordet.
Unser Volk hat in der Vergangenheit zahlreiche mutige Taten vollbracht. Wir erinnern uns gerne an unsere Geschichte. Wir haben kaum je fließendes Wasser; unser Müll wird nicht eingesammelt.
Wir sind sehr unabhängig.
Wir kümmern uns lieber selber um uns. Wir sind niemandem etwas schuldig.
Manche Ärzte wollen uns nicht behandeln, wenn wir krank sind. Es ist schwierig für uns, Sozialleistungen zu erhalten.
Wir kommen gerne zusammen, um uns Geschichten zu erzählen und zu singen. Wir finden es wichtig, die Gemeinschaft zu pflegen.
Die (Groß-)Familie ist für uns die verlässlichste Institution.
Die Menschen wollen uns nicht in ihrer Nähe haben. Manche Menschen wollen uns keine Arbeit geben, weil wir dieser Volksgruppe angehören.
Wir versuchen, in der Nähe von Familie und Freunden zu leben. Wir kümmern uns gut um die betagten Menschen in unserer Gemeinschaft.
Wir lieben unsere Kinder über alles.
Manchmal haben wir Probleme mit der Polizei und den Ortsbehörden, weil wir uns an einem bestimmten Standort aufhalten.

Übersicht der Unterrichtsvorschläge nach Kompetenzbereichen

Unterrichtsvorschläge mit dem Fokus Wahrnehmungskompetenz:

1.1 Das bin ich * 1.3 Ich und die anderen
2.1 Vom Winde verweht * 2.4 Meine Heimaten – autobiografisches Erzählen * 2.7a Die Migrationsgeschichte meiner Familie **
3.2 Zwei- oder mehrsprachige Schreibprojekte ** 3.5 Dialekte in unserer und anderen Sprachen *
4.3 Aktiv zuhören **
5.1 Alles okay! Wirklich? ** 5.3 Gute Gründe für schlechte Taten? * 5.6 Mein Konfliktthermometer *
6.1 Ein Blumenstrauß ** 6.4 Die Ballonfahrt 6.6 Das Menschenrechts-Poster *

Unterrichtsvorschläge mit dem Fokus Reflexionskompetenz:

 1.2 Innensicht – Außensicht *  1.4 Lasst mich fliegen **  1.5 Das persönliche Identitäts-
molekül *
 2.2 Migrationsgeschichten in meiner Klasse **  2.5 Früher – heute – morgen  2.7b Kulturelle Vielfalt in unserem Wohnviertel **
 3.1 Sprachenumrisse  3.3 Sprachbiografische Themen  3.6 Korrespondenz zu interkulturellen Fragen
 4.1 Etwas stimmt hier nicht **  4.4 Zu Besuch *  4.6 Zuschreibungen **
 5.4 So machen wir es! **
 6.2 Alle anders – alle gleich *  6.7 Minderheiten

Unterrichtsvorschläge mit dem Fokus kommunikative Handlungskompetenz:

1.5 Eingeschlossen – ausgeschlossen 1.7 Zusammen sind wir stark
2.3 Meine Migrationsbiografie als meine Kraftquelle * 2.6 Ich schreibe Geschichte! 2.7c Migration geht uns alle an **
3.4 Nutzung der elektronischen Medien in verschiedenen Sprachen * 3.7 Sprachgebrauch: Verschieden je nach
Kontext! *
4.2 Mit Sprache den Weg zeigen ** 4.4 Zu Besuch * 4.6 Zuschreibungen **
5.4 So machen wir es! ** 5.5 Cool bleiben, oder: Der Klügere geht weg * 5.7 In 6 Schritten das Problem lösen – Peer-Konflikte **
6.2 Alle anders – alle gleich * 6.7 Minderheiten

Legende: * = geeignet / ** = sehr geeignet für Kooperation mit dem Regelunterricht.


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