Wenn wir kommunizieren, tauschen wir nicht nur Informationen aus. Stets senden wir auch Signale zur Art der Beziehung aus, die wir zu unserem Gegenüber haben. Zudem ist unser Kommunikationsstil – sei es auf der Inhalts- oder auf der Beziehungsebene – immer auch kulturell geprägt. Dies betrifft z. B. die Lautstärke, die Gestik, die Nähe oder Distanz zum Gegenüber, den Körperkontakt mit dem Gesprächspartner, die «rituellen» Elemente zu Beginn und am Ende der Kommunikation (Fragen nach dem Befinden etc.), die Direktheit, mit der man ein Anliegen vorbringen darf, usw. Alle diese Aspekte sind kulturspezifisch. Dies fällt einem innerhalb der eigenen Kultur nicht auf, kann aber in der interkulturellen Kommunikation, d. h. in der Kommunikation mit Angehörigen einer anderen Kultur, zu Fehlinterpretationen, Verunsicherung und Missverständnissen führen. Dazu kann im Migrationskontext beitragen, dass die Kommunikation hier oft auch durch Machtasymmetrien und klischierte Fremdbilder gekennzeichnet ist. Umso wichtiger ist ein bewusster, differenzsensibler Umgang mit interkultureller Kommunikation, der zu einer souveränen Handlungsfähigkeit in plurikulturellen und mehrsprachigen Kontexten verhilft.

Einen wichtigen Beitrag beim Aufbau der interkulturellen Kommunikationskompetenz kann und soll die Schule leisten. Dies gilt für den Regelunterricht in der kulturell heterogenen Klasse wie auch für den herkunftssprachlichen Unterricht in der sprachlich und kulturell homogeneren Gruppe. Die vorliegende Einheit gibt Anregungen und Beispiele dafür, wie Sensibilität und Kompetenz bezüglich interkultureller Kommunikationsprozesse im HSU entwickelt werden können. Anhand verschiedener Übungen, Simulations- und Rollenspiele nehmen die Schüler/innen Kommunikationsprozesse wahr, reflektieren das eigene Kommunikationsverhalten, lernen Fallstricke der interkulturellen Kommunikation kennen und entwickeln Strategien zur Verbesserung des eigenen kommunikativen Verhaltens. Eine wichtige Rolle spielen dabei natürlich die Ressourcen und Erfahrungen der Schüler/innen selbst, die sich ja tagtäglich in und zwischen zwei Kulturen bewegen, orientieren und verständigen müssen.


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