Die Entwicklung von modernen Gesellschaften wirft eine wichtige Frage auf. Sie betrifft die Tatsache, dass das Recht auf Freiheit automatisch auch die Entwicklung von pluralistischen und offenen, säkularen Gesellschaften unterstützt. Diese Entwicklung fördert mehr und mehr einen individualisierten Lebensstil. Frage: Wie können diese pluralistischen Gesellschaften hinsichtlich der Grundwerte trotzdem einen minimalen Konsens finden, der für alle Bürger/innen bindend ist? Fehlt nämlich ein solcher Konsens, besteht die Gesellschaft nur noch aus Individuen ohne verbindliche Vereinbarungen und droht auseinanderzufallen.

Die Grundlagen der Demokratie wie auch die Menschen- und Kinderrechte sind in fast allen Staaten akzeptiert und gültig. Sie helfen, dass die Bürger/innen miteinander in Diskussion bleiben. Sie haben zudem weltweit viel zur Modernisierung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Systeme beigetragen. Trotzdem dürfen die Grundlagen der Demokratie und die Menschen- und Kinderrechte nie als selbstverständlich betrachtet werden. Jede Generation muss zu ihrer Entwicklung beitragen, muss immer wieder von Neuem darüber verhandeln und sich dafür einsetzen, dass die mit diesen Grundlagen und Rechten verbundenen Prinzipien auch in Zukunft eingehalten werden.

Die Menschenrechte, auf denen die Kinderrechte beruhen, haben eine lange Tradition. Vorläufer und Parallelen finden sich in den großen Weltreligionen und in vielen philosophischen Strömungen. Die modernen Menschenrechte wurden im Zeitalter der Aufklärung erstmals dargelegt und inspirierten die amerikanische und französische Revolution. Heutzutage sind sie als Grundgesetze in den geschriebenen oder ungeschriebenen Verfassungen der modernen Demokratien verankert. Von Anfang an waren die Menschenrechte besonders wichtig, um die Schwächeren in der Gesellschaft vor den Stärkeren zu schützen. Deshalb sind auch die Kinderrechte so wichtig: Minderjährige gehören zu den Gruppen, deren Rechtsstatus gegenüber der Exekutivgewalt am schwächsten ist.

Die folgenden Unterrichtsmodelle geben Lehrpersonen und Lernenden die Möglichkeit, gemeinsam den Weg hin zu gelebter Demokratie im Schulalltag zu gehen und Kinderrechte ganz direkt zu entdecken.


Hinweis:

Die Unterrichtsmodelle stammen aus der überarbeiteten deutschen Fassung von Gollob, Rolf; Peter Krapf; Wiltrud Weidinger (eds.) (2008): Teaching democracy. A collection of models for democratic citizenship and human rights education. Straßburg: Council of Europe. Webseite: www.living-democracy.com/


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