Vorbemerkung:

Die folgenden Vorschläge sind zeitlich aufwendiger und eignen sich vor allem für Projekttage. Projekttage oder Tagesprojekte finden im traditionellen HSU mit seinen zwei bis drei Wochenstunden kaum je statt. Die nachfolgenden Ideen eignen sich aber hervorragend für Kooperationen zwischen HSU und Regelunterricht oder zwischen verschiedenen HSU-Gruppen, sei es im Rahmen einzelner Projekttage oder für Tage innerhalb einer Projektwoche des betreffenden Schulhauses. Ein weiterer Kontext für die folgenden Vorschläge sind Ferien- oder Sommerkurse, wie sie manche HSU-Trägerschaften anbieten.


2.7a
Die Migrations-geschichte meiner Familie

Ablauf:

  • Das Projekt verteilt sich auf mindestens zwei Phasen (z. B. auf zwei Halbtage einer Projektwoche). In der ersten Phase werden Fragen zur Migrationsgeschichte der Familie zusammengetragen und zu einem Fragebogen zusammengestellt (Beispiele von Fragen siehe unten). Diese Fragen beantworten die S zuerst in Einzelarbeit selbst. Anschließend findet ein Austausch in Kleingruppen statt.
  • Als Hausaufgaben werden nun die Eltern bzw. Großeltern oder weitere Verwandte interviewt. Die Antworten werden schriftlich festgehalten und in die Schule mitgebracht.
  • In der zweiten Phase werden die Ergebnisse dokumentiert und ausgewertet. Hierzu können Poster angefertigt und anschließend präsentiert, diskutiert und verglichen werden. Wichtige Aspekte: Ursachen der Migration; Visualisierung auf einer Welt- oder Europakarte; Auswirkungen der Migration auf die Familie z. B. in ökonomischer, kultureller und sprachlicher Hinsicht. Die Plakate können durch Bilder, Objekte, Grafiken ergänzt werden.

  • Beispiele für Interviewfragen:
    • Fragen zum eigenen Migrationshintergrund (Wo bist du geboren? Wann bin bist du hierhergekommen? Wie alt warst du damals? Welche Kontakte hast du zu deinen Verwandten? Wie pflegst du diese Kontakte? Wie sprichst du mit deinen Eltern, deinen Geschwistern? etc.)
    • Fragen zur Migrationsgeschichte der Eltern/Großeltern/Nachbarn (Wo wurden sie geboren; wo leben sie jetzt? Warum sind sie hierhergekommen? Wie wird in deiner Familie über das Land deiner Eltern, Großeltern gesprochen? Welche besonderen Feste feiert ihr in der Familie; wer ist dann dabei; was wird gegessen? Welchen Gruppen, Vereinen, Institutionen fühlen sie sich zugehörig? Welche Kontakte im Herkunftsland und im Einwanderungsland pflegen sie? Wie beurteilen sie aus heutiger Sicht ihre Entscheidung zu emigrieren? Welche Träume und Wünsche haben sich erfüllt, welche nicht?)

2.7b Kulturelle Vielfalt in unserem Wohnviertel

Ablauf:

  • Die LP informiert die Klasse: Anhand von Interviews und einer Reportage im Wohnviertel sollen kulturelle Vielfalt und Ursachen von Migration in einem breiteren, über die eigene Familie und ethnische Gruppe hinausgehenden Kontext bewusst gemacht und reflektiert werden. Das Projekt führt den Vorschlag 2.7a in optimaler Weise weiter.
  • Im Plenum oder in Gruppen werden Fragen für die Interviews mit Nachbarn bzw. Nachbarinnen und weiteren Leuten aus dem Wohnviertel zusammengestellt. Als Grundlage dienen die Fragen aus den Interviews in Projekt 2.7a. Sie werden ergänzt um Angaben zu Herkunftsland, Sprache, Zeitpunkt der Migration.
  • Die Auswertung erfolgt analog derjenigen in Projekt 2.7a.

2.7c Migration geht uns alle an!

Ablauf:

  • Als authentische Fortführung der Interviews aus Projekt 2.7b werden Migrant/innen aus verschiedenen Kulturkreisen (z. B. Bekannte oder Nachbarn bzw. Nachbarinnen aus dem Umfeld der LP oder der S) in den Unterricht eingeladen, um ihre Migrationsgeschichte zu erzählen. Vorgängig kann die LP mit den S wichtige Stationen und Aspekte einer Migrationsbiografie besprechen und ein Raster entwerfen, das z. B. die Punkte Herkunft, Migrationsgrund, Reise, Ankunft, heutige Situation, Wünsche enthalten kann.
  • Die S machen sich während des Erzählens Notizen im Raster. Zur Lage des Landes während der Migration kann auch eine Länderrecherche als Hausaufgabe gemacht oder ein Grundlagentext gelesen werden.
  • Schlussdiskussion zu den genannten Punkten und zum Vergleich mit den eigenen Migrationssituationen und -motiven.

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