Attraktive und auch witzige stilistische Übungen auf der Ebene ganzer Texte sind in verschiedenen Formen möglich. Zu beachten ist, dass diese Experimente ein gewisses Gefühl für die Erstsprache und ihre stilistischen Facetten voraussetzen. Wo dieses Gefühl fehlt, muss es durch entsprechende Hinweise und Informationen auf- und ausgebaut werden. Dasselbe gilt für das Wissen um verschiedene Textsorten (Gedicht, Sachtext, Märchen, SMS, Comic etc.).

Stilhöhe, Varianten:

  • Variation eines geeigneten (kurzen) Textes in verschiedenen Stilhöhen. Mögliche Aufträge: «Ihr habt zum Neujahr von einem Freund oder einer Freundin aus eurem Land oder von den Großeltern oder von jemand Hochgestelltem aus eurem Herkunftsland ein Buch bekommen. Schreibt für jede dieser Personen einen Dankesbrief, der vom Stil her passt!» (Variation von wenig bis sehr formell, evtl. von Dialekt bis Standardsprache.)
  • Wählt 5 Verkehrsschilder aus (z. B. Stopp-Schild, Einbahnstraße, Wenden verboten). Schreibt auf, was diese Schilder sagen wollen (z. B. «Hier muss man anhalten», «Hier darf man nur in einer Richtung durchfahren»). Formuliert diese Aussage nun auf unterschiedlich höfliche Weise! Verwendet ruhig auch Dialekt und Slang (Stopp-Schild: «Wären Sie so höflich, hier bitte anzuhalten? Danke!» bis «Blödmann, brems deine Karre ab!».) Gestaltet ein witziges Poster (A3 oder A2) dazu.
  • Nehmt einen kurzen Zeitungsartikel, ein Gedicht oder sonst einen kurzen Text. Macht zu dritt oder viert ab, wer ihn in welchen Stil umformuliert (z. B. Dialekt, Slang, Comic-Sprache, gepflegte Sprache, «geschraubte» Sprache). Schreibt eure Varianten auf und lest sie einander vor!

Textsorte, Varianten:

  • Nehmt einen kurzen Text, z. B. einen Zeitungsartikel. Überlegt euch in der Klasse oder Stufengruppe verschiedene Textsorten, in die man diesen Text verwandeln könnte (Gedicht, Sachtext, Märchen, Telegramm, SMS, Comic, Hörspiel, Sensationsmeldung etc.). Macht ab, wer den Text in welcher Form schreibt (alleine oder zu zweit). Vergleicht und besprecht am Schluss die verschiedenen Versionen des Texts!
  • Versucht dasselbe zu Themen, die mit eurem Herkunftsland zusammenhängen! Verwandelt z. B. Szenen aus dem Leben einer wichtigen Persönlichkeit in ein Hörspiel oder schreibt ein Gedicht zu einer Landschaft oder erfindet Telegramme oder Zeitungsnotizen zu historischen Ereignissen!
  • Sammelt Textbeispiele zu verschiedenen Textsorten in eurer Herkunftssprache, plant eine Ausstellung. Jede/r soll ein Beispiel (vom Gedicht bis zum Comic, vom Sachbuch bis zur E-Mail oder SMS) vorstellen und den anderen erläutern, was an der Sprache dieses Beispiels speziell ist.

Wichtige Beiträge zur Stilschulung bieten auch die folgenden Anregungen:

  • Die in Nr. 4 beschriebenen Formen Skelettgeschichte, Reizwortgeschichte, Geschichtengerüst können (wie diverse andere Anregungen auch) natürlich sehr gut auch für Ziele der Stilschulung eingesetzt werden.
  • Die Anregungen in Nr. 15.2 zur Arbeit mit der Ersatzprobe liefern einen guten Beitrag zur Stilschulung auf lexikalischer Ebene.
  • Die in Nr. 16.3 beschriebene Arbeit mit Paralleltexten (generatives Schreiben) ist auch stilistisch sehr wertvoll: Die Orientierung an einer gegebenen Vorlage und die Übernahme von Elementen aus derselben hat einen entlastenden und stilschulenden Effekt.
  • Beliebt und nützlich für die Stilschulung sind auch die sogenannten «mündlichen Schreibstunden»: Die S schreiben nicht selber je einen Text, sondern es wird ausführlich darüber gesprochen, wie ein Text zu einem bestimmten Thema aufgebaut werden könnte. Variation: Es wird über einen bereits bestehenden Schülertext (der evtl. vor einiger Zeit verfasst wurde oder aus einer anderen Klasse stammt) diskutiert.

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